Zum Inhalt springen

International Efkleidis Tsakalotos wacht über Athens Finanzlöcher

Die heisse Kartoffel der griechischen Finanzen wird an Efkleidis Tsakalotos weitergereicht. Auch ein Signal von Regierungschef Alexis Tsipras an die Gläubiger, die den ruhigen Ökonomen schätzen.

Efkleidis Tsakalotos wirkt manchmal etwas geistesabwesend. Der Eindruck trügt. Wenn er sich ein Ziel gesetzt hat, dann ist er stets konzentriert, «und nichts kann ihn davon abhalten, es zu Ende zu bringen», so erzählen es langjährige Weggefährten.

In Eaton und Oxford studiert

Tsakalotos trägt nie Krawatte – aber das ist eigentlich auch schon alles, was ihn mit seinem Vorgänger verbindet, dem oft als Draufgänger beschriebenen Gianis Varoufakis. Tsakalotos meidet die Kameras. Und wenn er mit den Medien spricht, fasst er sich kurz.

Als Spross einer reichen Familie wurde Tsakalotos 1960 in Rotterdam geboren. 1965 zogen seine Eltern mit ihm nach England. Er besuchte die Universitäten von Eaton und Oxford, spricht seitdem feines Oxford English. Als Tsakalotos 1993 nach Griechenland kam, soll er Probleme mit der Muttersprache gehabt haben.

Noch heute merken es seine Landsleute, wenn er Griechisch spricht. Er sucht dann ab und zu nach Ausdrücken und fragt seine Gesprächspartner: «Wie heisst denn das Wort, wie sagt man dazu...?» 2010 machte die Universität Athen den mit einer Schottin verheirateten Vater von drei Kindern zum Professor der Ökonomie.

Spricht die Sprache eines Finanzministers

Mehr zum Thema

Geldprobleme soll der neue Finanzminister des hoch verschuldeten Euro-Krisenlandes selbst nie gehabt haben. Er habe eben ein Vermögen geerbt und könne nichts dafür, sagt Tsakalotos immer wieder. Profitgier wird ihm als Mitglied der linken Syriza-Bewegung jedenfalls nicht nachgesagt.

In der Eurogruppe wird Tsakalotos gern gesehen. «Er spricht eben die Sprache eines Finanzministers», sagen viele, die ihn näher kennen. Sein Vorgänger Varoufakis soll europäische Amtskollegen immer wieder zur Verzweiflung getrieben haben, etwa wenn er auf konkrete Finanzfragen antwortete: «Lasst uns doch nicht so technisch werden.»

Die Experten der Gläubiger-Institutionen sollen sich laut Diplomaten in Athen jedenfalls mehrmals «angenehm überrascht» geäussert haben über den «ruhigen Vertreter» Griechenlands, der ihnen mit seinem Auftreten die Verhandlungen erleichtere. Tsakalotos handelte im Sommer das neue Hilfsprogramm aus. Nun muss er es in die Tat umsetzen.

Meistgelesene Artikel