Die Bilder von damals: Einsturz der Textilfabrik in Dhaka
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Bild 1 von 10. Am 24. April 2013 kollabierte das achtstöckige Rana Plaza Gebäude in Sabhar, 25 km nordwestlich der Hauptstadt von Bangladesch, Dhaka. 1127 Näherinnen und weitere Arbeiter kamen bei dem Einsturz ums Leben. 2438 Menschen konnten gerettet werden. Im Gebäude waren mehrheitlich Fabrikräume für die Herstellung von Kleidern eingerichtet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. In der ersten Verzweiflung kletterten Anwohner auf die Betontrümmer und versuchten, Menschen zu bergen. Erst später halfen auch Soldaten bei den Rettungsarbeiten mit schwerem Gerät. Neben Kleiderfabriken gab es im Gebäude auch Geschäfte und Restaurants. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Den Helfern bietet sich bei den Rettungsversuchen ein schreckliches Bild. Die Menschen in den Nähereien wurden von den einstürzenden Betondecken erdrückt. Zeuge sprachen von einem ohrenbetäubenden Lärm und Erschütterungen, bevor das Gebäude in sich zusammenbrach. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 10. Noch zwei Tage nach dem Einsturz konnten trotz der verheerenden Zerstörung vereinzelt Menschen lebend aus den Trümmern geborgen werden. Die Federführung bei den Bergungsarbeiten übernahm später die Armee und setzte Bulldozer und Kräne ein. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 10. Mit dem eingestürzten Rana Plaza Gebäude zerbrachen auch unzählige Familien, die in den Kleiderfabriken ihr kleines Auskommen fanden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Trotz der massiven Zerstörung hofften viele Menschen, ihre vermissten Angehörigen vielleicht doch noch lebend zu finden. Überall in der Umgebung wurden die Steckbriefe mit Fotos der Vermissten aufgehängt. Nach offiziellen Quellen starben beim Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes 1127 Menschen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Vielen Angehörigen blieb nur der schwere Gang zu den aufgereihten Körpern, um allfällige Angehörige zu identifizieren. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Am Stadtrand von Sabhar mussten für die über 1000 Todesopfer Massengräber ausgehoben werden. Viele zur Unkenntlichkeit zugerichteten Körper wurden beerdigt, aber eine DNA-Probe aufbewahrt, um später die Identität der Opfer nachweisen zu können. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Die Arbeitsbedingungen in den Kleiderfabriken in Bangladesch sind auch nach dem Gebäudeeinsturz in Sabhar lamentabel. Ende September kommt es zu Protesten in der Hauptstadt Dhaka. Streikende Arbeiter bringen mehr als 100 Kleiderfabriken zum Stillstand und verlangen eine Anpassung des Mindestlohns auf 100 Dollar – im Monat. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 10. Tausende von Fabriken in Bangladesch produzieren Kleider für weltbekannte Kleidermarken. Mehrheitlich Näherinnen arbeiten rund zehn Stunden am Tag und verdienen etwa 37,5 Dollar – pro Monat. Die Bekleidungsindustrie im Land generiert einen Umsatz von 19 Milliarden Dollar und ist bei den globalen Konzernen beliebt wegen der tiefen Produktionskosten. Bildquelle: Reuters.
Gebäudestatik, Elektrisches und Feuersicherheit – auf diese Punkte hin hat ein Inspektionsteam von Accord Bangladesh die Textilfabrik Alif Garments Ltd. in Dhaka überprüft. Alif ist eine von über 5000 Fabriken in Bangladesch, welche Textilien an ihre internationale Kundschaft wie H&M, Adidas oder Benetton liefert.
Sofortmassnahmen sind bei Alif Garnments Ltd. laut Accord-Bericht nicht notwendig. Das Geröll auf dem Fabrikdach konnten die Arbeiter selbst wegräumen. Hingegen müssten Standort und Stärke der Betonpfeiler mittelfristig überprüft werden. Dafür braucht Alif Garments Ltd. finanzielle Unterstützung.
Kontrollen kommen langsam voran
Erst zehn derartige Berichte sind online bei Accord Bangladesh einzusehen. Auf Sicherheitsstandards sollen hingegen bereits 300 Textilfabriken überprüft worden sein. Christa Luginbühl von Erklärung von Bern (EvB) ist mit dem jetzigen Stand der Inspektionen zufrieden: «Der Accord hat erst im Dezember 2013 die Inspektionsarbeit aufgenommen. Politische Unruhen haben eine Einreise zeitweise verhindert, aber jetzt gehen die Arbeiten gut voran.»
Eine Instantlösung darf man auch nicht erwarten: Insgesamt sind es 2500 Zulieferer, die von den Firmen des Abkommens angegeben wurden. Fünf Jahre hat Accord Bangladesh für die Umsetzung des Aktionsplanes nun Zeit. Finanziert von jenen 150 Firmen, welche das Abkommen bislang unterzeichnet haben.
Bei Schweizer Firmen auf Granit gebissen
Weltweit engagiert haben sich 150 Firmen für den Accord, in der Schweiz davon einzig Switcher und Charles Vögele. Viel ist das nicht. Die von der Erklärung von Bern (EvB) angefragten Grossverteiler Migros, Coop, aber auch Chicoree, Zebra und Tally Weijl sind nicht dabei.
Die Überzeugungsarbeit sei recht harzig gewesen, kommentiert Christa Luginbühl von EvB. Obschon Migros und Coop auch gehandelt und selbst eigene Experten zur Kontrolle ihrer Zuliefer-Fabriken eingesetzt haben, Luginbühl versteht das nicht: «Es ist sehr enttäuschend, dass die grossen Ketten nicht mitmachen, und auch nicht nachvollziehbar.»
Der Konsument hätte keine Freude
Peter Waeber, CEO von Bluesign Technologies, bedauert den Aktionismus und Alleingang vieler Unternehmen. Waeber setzt sich für einen ökologischen und nachhaltigen Einsatz von Chemikalien in der Textilproduktion ein. Firmen wie Zimtstern, Patagonia oder Jakoo gehören zu seinen Kunden.
«Die grossen Missstände liegen vor allem im unachtsamen Umgang mit Chemikalien und bei den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen», präzisiert Waeber. «Wenn die Konsumenten wüssten, unter welchen Umständen ihr billiges oder selbst teures Label-Produkt hergestellt worden ist – niemand hätte mehr Freude daran.»
«Hersteller müssen mehr Druck machen»
Nur wenn die Markenhersteller sich zusammenschliessen und gemeinsam Druck machen, könne man eine Besserung erreichen. Davon ist der engagierte Geschäftsführer überzeugt.
Dieses Argument sticht, wenn man weiss, dass nur ganz grosse Umsatzvolumen in der Textilindustrie mit ihren sehr kleinen Margen etwas bewirken. Selbst Weltmarken wie Nike oder Adidas machen mit ihrem Auftragsvolumen in gewissen Betrieben zum Teil weniger als fünf Prozent des gesamten Auftragsvolumen aus. In solchen Fällen wede es schwierig, Unternehmen für eine nachhaltige Produktion zu motivieren, erklärt Waeber.
Die grossen Brands könnten sich mit einer umweltbewussten und sozialverträglichen Produktion ein richtig gutes Image geben. Dann ist der Kunde auch bereit mehr zu zahlen: Buy less, but the best. Also lieber weniger kaufen, dafür das Beste – sollte die Devise lauten.