Drei Frauen und drei Männer haben ein ganzes Jahr am Hang eines Vulkans auf Hawaii verbracht – und dort ein Leben wie auf dem Mars simuliert. Am Sonntag ist das entbehrungsreiche Experiment zu Ende gegangen. SRF-Wissenschaftsredaktor Stefan Kohler erklärt die Hintergründe.
SRF News: Das klingt wie eine Reality-Show eines TV-Senders, ist aber ein wissenschaftliches Projekt?
Stefan Kohler: Ja, es ist ein Projekt der Universität Hawaii und der US-Weltraumbehörde Nasa. Die sechs Wissenschaftler haben getestet, wie und ob man unter widrigen Bedingungen für lange Zeit auf engstem Raum zusammenleben und arbeiten kann. Sie haben ein Jahr lang sozusagen das Leben auf einer Mars-Station nachgestellt.
Konnten das Mars-Klima und die Schwerelosigkeit auch simuliert werden?
Nein, das konnte man nicht, aber man hat für das Experiment zumindest eine Landschaft gewählt, die dem Mars einigermassen ähnlich sieht. Die Mars-Station wurde am Hang des Vulkans Ma-una Loa auf Hawaii in einer kargen Lavalandschaft auf 2500 Metern Höhe gebaut. Es sah also fast so aus, wie es auf dem Mars aussehen könnte. Auf der entsprechenden der Universität Hawaii gibt es dazu sehr viel Bild- und auch Textmaterial zu entdecken.
Wie lebten denn die sechs Leute in dieser Mars-Station auf der Erde?
Sie lebten auf engem Raum zusammen, und wurden dabei wie Versuchskaninchen überwacht, wirklich fast wie bei den bekannten TV-Formaten. Duschen konnten sie nur sehr selten, zu essen gab es nur Konserven, die Leute konnten nicht per Telefon mit der Aussenwelt kommunizieren, nur per E-Mail, und dies mit einer Verzögerung von 20 Minuten. Mit dabei war auch die deutsche Geophysikerin Christiane Heinicke. Die Leute mussten bei den wöchentlichen Ausseneinsätzen jeweils einen kompletten Raumanzug tragen, eine sehr aufwändige Sache, und auch das Herumlaufen in der Lavalandschaft sei ziemlich schwierig gewesen, sagte Heinicke, die zusammen mit ihren Kollegen ein Blog über ihr «Leben auf dem Mars» führte.
Was erhofft man sich von diesem Experiment überhaupt für Erkenntnisse?
Es geht vor allem um Psychologie, um Erkenntnisse im Bereich Teambuilding. Professor Hanns-Christian Gunga forscht in Houston im Bereich Weltraummedizin und erklärte das Ziel des Projekts im Bayrischen Rundfunk. Wenn Crews sehr lange isoliert seien – also zwei, drei Monate – käme es zu einer deutlichen Abnahme von Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung, verbunden mit Schlafstörung. Auch die Aggression innerhalb der Gruppe steige. Diese Phänomene habe man mit der Simulation in Hawaii näher zu erforschen versucht.