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International Ein Kabarettist hält dem korrupten Österreich den Spiegel vor

Nächstes Wochenende finden in Österreich Wahlen statt. Der Komiker Markus Koschuh verdeutlicht, was in dem von Korruptionsskandalen geschüttelten Land abgelaufen ist. Den politischen Akteuren macht dies nicht viel aus. Der Bevölkerung jedoch schon.

Der junge Tiroler Kabarettist erinnert witzig, sarkastisch, zugespitzt an die Misere der österreichischen Politik der letzten Jahre – mit Bankenpleiten, hohlen Wahlversprechen, Opportunismus und einer grassierenden Korruption.

Das Publikum in Innsbruck ist kritisch. Aber alle meinen, Koschuh übertreibe nicht im Geringsten. Es sei komplett realistisch, was er erzähle, sagt ein Anwesender. Und: «Er ist ein Optimist auf der Bühne. Wir lachen noch darüber. Aber es gibt eigentlich nichts mehr zu lachen.»

Politiker wiegeln ab

Im Wahlkampf war der enorme Vertrauensschwund der Menschen in ihre Politiker für die Politiker selbst kaum Thema. Schliesslich ist Korruption ja meist etwas, das bei den anderen vorkommt. Oder Schnee von gestern, wie etwa Karl-Heinz Kopf, der Fraktionsführer der Konservativen meint, man solle es nicht übertreiben. Er habe kürzlich einen Artikel aus seinem Geburtsjahr 1957 gelesen. «Da ist genauso über die Politiker geschimpft worden, über deren mangelnde Integrität und deren Korruptionsanfälligkeit und so weiter.»

So hat auch Walter Jenewein vom Team Frank Stronach kein Problem damit, dass seine Partei vollumfänglich vom Geld und den Launen eines einzigen Menschen, des 81-jährigen Parteiführers, abhängt: «Die Plakate sind von Frank Stronach bezahlt, der ganze Wahlkampf ist von ihm bezahlt. Das ist ein Riesenvorteil», sagt Walter Jenewein. Damit sei die Partei unabhängig und könne eine ehrliche Politik machen.

Sicher habe es Korruption gegeben, gibt Max Unterrainer von den Sozialdemokraten zu, aber man müsse auch nach vorne schauen: «Es gilt jetzt, aufzuarbeiten. Wir sind jetzt auf dem richtigen Weg. Wir haben das Transparenzgesetz. Man kann es nicht von heute auf morgen machen.» Er nehme für sich selbst in Anspruch, offen und ehrlich damit umzugehen. Und so meinen die Parteien fast unisono – mit Ausnahme der Grünen vielleicht – «Das wird schon wieder.»

Unbedingt wählen

Doch Umfragen zeigen, das Vertrauen in die Politiker schwindet. Und die Befürchtungen sind gross, dass kommenden Sonntag viele zu Hause bleiben – aus Frust, aus Trotz, aus Enttäuschung. Auch wenn Markus Koschuh in seinem Programm den Politikern hart an den Karren fährt. Nicht wählen ist für ihn die falsche Wahl: «Dass die Leute frustriert sind, ist ganz logisch bei diesen Korruptionsvorfällen. Es ist noch niemand in Österreich deswegen im Gefängnis. Die Leute fühlen sich – auf gut österreichisch gesagt – verarscht.» Viele Leute wüssten nicht, was sie dagegen tun sollten. Für den Kabarettisten ist klar: «Sie müssten ihren Abgeordneten Briefe schreiben und unangenehm werden.» Gar nicht zu wählen, das sei ganz und gar keine Option.

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