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International «Ein Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah»

Dutzende Zivilisten sterben, viele mehr wurden verletzt: Der mutmasslich von der Terrormiliz IS ausgeführte Doppelanschlag in Beirut hatte verheerende Wirkung. Für Nahost-Expertin Astrid Frefel ist klar: Die Terrormiliz will sich mit dem Blutbad am Erzfeind Hisbollah rächen.

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Astrid Frefel: Für die Terrormiliz IS ist dieser Anschlag im schiitischen Süden von Beirut ein Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah mit ihrem Engagement in Syrien. Er war auch so angelegt, dass möglichst viele Menschen dabei getötet werden. Hisbollah unterstützt in Syrien mit Tausenden von Kämpfern das Assad-Regime.

Astrid Frefel

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Portrait von Astrid Frefel

Die Journalistin lebt und arbeitet seit Ende der Neunzigerjahre in Kairo. Davor war die Ökonomin aus Basel Wirtschaftsjournalistin für verschiedene Zeitungen und berichtete als Korrespondentin für den «Tages-Anzeiger» aus Wien und Istanbul.

Seit Russland mit den Luftschlägen gegen den IS begonnen hat, haben auch die Hisbollah und mit ihr verbündete iranische Truppen den Kampf gegen sunnitische Rebellen noch einmal verstärkt. Auch gegen den IS. Für die Terrormiliz ist Libanon eine Front, auf der man die Hisbollah angreifen kann.

Wird die Lage in Libanon jetzt instabiler?

Der Konflikt in Syrien ist immer wieder auf Libanon übergeschwappt. Es gab wiederholt Anschläge. Das war jetzt allerdings einer der schlimmsten. Die wichtigsten Gruppierungen in Libanon – die Schiiten und Sunniten – stehen im syrischen Bürgerkrieg auf verschiedenen Seiten. Das führt auch zu einer latenten Spannung und einer permanenten politischen Lähmung in Libanon. Bis jetzt war es aber der Syrien-Konflikt, der importiert wurde und nicht etwa ein libanesischer Konflikt. Die Gruppierungen haben sich bislang nicht direkt bekämpft.

Das war auch beim neuesten Anschlag so: Es waren nicht libanesische Salafisten, sondern der IS. Die Attentäter waren auch keine Libanesen, sondern Palästinenser und Syrer. Wenn sich der Krieg in Syrien aber intensiviert, steigt die Gefahr, dass es in Libanon zu direkten Konfrontationen kommt.

Das Gespräch führte Tina Herren.

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