«10vor10» trifft Irfan Peci in einem Münchner Café – ohne Polizeischutz. Den hätte man eigentlich vermuten können, hat der Mann doch inzwischen nahezu alle seine ehemaligen Al-Kaida-Freunde von damals verraten und ausgeliefert. «Mir ist das Risiko bewusst und ich achte auch auf meine Sicherheit, aber ich bin dennoch der Meinung, dass man sich nicht verstecken sollte.»
Eine mutige Aussage für einen, der vor noch nicht allzu langer Zeit auf der anderen Seite stand. In Deutschland aufgewachsen, kam Peci in seiner alten Heimat – der serbischen Provinz – mit radikalen Salafisten in Kontakt und ging diesen auf den Leim. «Die Rekrutierung läuft nicht platt, sondern sehr dezent ab», so Peci. Man werde als Held und Befreier dargestellt. Nichts sei negativ besetzt.
Doppelagent und Aufklärer
Doch Pecis Karriere als Gotteskrieger endete bereits, bevor sie eigentlich begann. Vor seiner Ausreise wurde er verhaftet, wechselte die Seiten. Danach spionierte er die radikale Berliner Salafisten-Szene aus – spielte das gefährliche Doppelspiel Dschihadist und Agent, und beschaffte brisante Informationen.
Inzwischen ist er aus beidem ausgestiegen: aus Geheimdienstkreisen und der Dschihadisten-Szene. Seine Erfahrungen hat er in einem Buch niedergeschrieben. Damit will er an Schulen auftreten in der Hoffnung, Jugendliche davon abzuhalten, sich den Gotteskriegern anzuschliessen – ihnen die Irrungen und Wirrungen seines eigenen Schicksals zu ersparen.