Als UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon kürzlich die Flüchtlingslager der Sahraouis besuchte, war er sichtlich erschüttert. Von der Welt vergessen, würden die Opfer von Afrikas ältestem Konflikt leiden, konstatierte er.
Der vierzigjährige Streit um die Zukunft der Westsahara dauert an. Die Unabhängigkeitsbewegung Polisario fordert die Unabhängigkeit der spanischen Ex-Kolonie. Marokko hat sie annektiert und will das phosphat- und vermutlich auch ölreiche Territorium behalten. Es verweigert das seit langem geforderte Referendum über dessen Zukunft.
Aufschrei in Rabat
Der UNO-Chef unterstreicht nun das Selbstbestimmungsrecht der Sahraouis. Und er nennt, erstaunlich forsch, Marokkos Kontrolle über den Grossteil der Westsahara eine Besatzung. Das ist zwar völlig richtig. Doch in Rabat schreit man auf.
Es gibt Massendemonstrationen mit zehn-, ja hunderttausenden von Teilnehmern gegen den UNO-Chefdiplomaten. Ban sei nicht neutral, tobt die Regierung. Sein geplanter Besuch in Marokko wurde abgesagt. Das Königreich streicht die finanzielle Unterstützung für die UNO-Blauhelmtruppe in der Westsahara, die Minurso, und verlangte, dass binnen Tagen das zivile UNO-Personal abgezogen wird.
Bans mächtige Gegenspieler
Die UNO-Mission ist nun teilamputiert. Dennoch hat der Weltsicherheitsrat nach einer stundenlangen Dringlichkeitssitzung am Ende nichts beschlossen. Denn Marokko hat in dem Rat mächtige Verbündete; die USA, Russland, Frankreich.
Der Sicherheitsrat lässt den Generalsekretär also im Regen stehen. Doch dieser lässt nicht locker, nimmt seine Kritik an Marokko nicht zurück. Heute will Ban die Sicherheitsratsmitglieder davon überzeugen, endlich Druck zu machen für eine Lösung des jahrzehntealten Konfliktes.