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Nach sechsmonatiger Flucht ging Joaquín «El Chapo» Guzmán Anfang Jahr der Polizei ins Netz.
Legende: Nach sechsmonatiger Flucht ging Joaquín «El Chapo» Guzmán Anfang Jahr der Polizei ins Netz. Keystone

International «El Chapos» Spuren führen bis an den Walensee

Hätte Geld des mexikanischen Drogenbosses «El Chapo» in der Schweiz gewaschen werden sollen? Ein Liechtensteiner Finanzier steht unter Verdacht. Geldwäscherei-Experte Daniel Thelesklaf sieht darin keinen exemplarischen Fall.

Der am Walensee tätige Liechtensteiner Finanzier soll angeboten haben, Gelder des mexikanischen Drogenbarons Joaquín «El Chapo» Guzmán zu waschen. Doch das FBI kam ihm in einer verdeckten Operation mit Agenten und Informanten auf die Schliche. Nun ermittelt die US-Justiz gegen den Liechtensteiner.

Geldwäscherei-Experte Daniel Thelesklaf erklärt, wie mit dem Fall hierzulande umgegangen wird und weshalb Geldwäscherei in der Schweiz mit VW-Unfällen zu vergleichen sind.

Daniel Thelesklaf

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Thelesklaf ist Vorsitzender des Geldwäscherei-Ausschusses des Europarats und Leiter der Stabstelle Financial Intelligence Unit in Liechtenstein.

SRF News: Was ist an dem Fall dran?

Daniel Thelesklaf: Wir schauen uns das derzeit sehr genau an. Nach unserem Wissensstand gibt es diese Gesellschaft nicht, die für mögliche Geldwäschereitransaktionen hätte gegründet werden sollen. Aus unserer Sicht floss auch kein Geld nach Liechtenstein.

War das alles also nur Hochstapelei?

Für den Finanzier gilt zunächst die Unschuldsvermutung. Es handelt sich um eine Anklage und der Mann ist nicht verurteilt. Aber wenn die Vorwürfe der amerikanischen Anklage zutreffen, dann hat er angeboten, Drogengelder zu waschen. Dazu muss man sagen, dass Geldwäscherei sehr lukrativ ist und es immer wieder entsprechende Angebote gibt.

Was hier versucht wurde, ist eine recht plumpe Methode.

Die US-Behörden haben offenbar einen Lockvogel eingesetzt, um den Geldwäschern auf die Schliche zu kommen. Ist dieses Vorgehen üblich?

In den USA ja, bei uns nicht. Jemanden zu einem Delikt zu verleiten, wäre bei uns illegal. In den USA und vielen anderen Ländern ist dies aber bei Geldwäschereifällen durchaus üblich. Für solche Delikte werden dort jeweils die ganz grossen Geschütze aufgefahren.

Ist Geldwäscherei in diesem Stil in der Schweiz oder in Liechtenstein ein typisches Geschäftsmodell?

Nein. Was hier versucht wurde, ist eine recht plumpe Methode. So leicht kann man heutzutage bei uns nicht mehr Geld waschen.

Professionelle kriminelle Organisationen sind sehr schlau.

Wie läuft Geldwäscherei denn ab?

Professionelle kriminelle Organisationen werden sehr schlau. Sie wissen genau, was für Massnahmen wir ergriffen haben. Das Risiko von solchen Organisationen missbraucht zu werden, ist immer noch da. Man muss laufend auf dem neuesten Stand sein. Der Fall zeigt aber auch, dass die Prävention funktioniert hat: Es ist schliesslich kein Geld geflossen. Und das ist mindestens so wichtig wie die Strafverfolgung.

Mir wäre es wesentlich unwohler, wenn man nie von einem Fall hören würde, obwohl man weiss, dass Geld gewaschen wird.

Gibt es viele Fälle, in denen tatsächlich Drogengelder über die Schweiz oder Liechtenstein gewaschen wurden?

Wir haben nun mal einen grossen, internationalen und professionellen Finanzplatz. Volkswagen wirft man auch vieles vor. Man wirft ihnen aber nicht vor, in besonders viele Autounfälle verwickelt zu sein.

Es gibt viele VW’s – das ist die Erklärung. Es ist kein schlechtes Zeichen, dass solche Fälle immer wieder mal an die Öffentlichkeit kommen. Das zeigt, dass die Ermittlungen auch Ergebnisse bringen. Mir wäre es wesentlich unwohler, wenn man nie von einem Fall hören würde, obwohl man weiss, dass Geld gewaschen wird.

Die Schweiz ist also immer wieder Ziel von Geldwäschereien, weil sie einer der grössten Finanzplätze ist?

Genauso wie andere grosse Finanzplätze auch. Die USA, Grossbritannien und andere sind immer wieder gefordert, hier nicht nachzulassen.

Das Gespräch führte Tina Herren.

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