Die USA werden 18 der 19 kürzlich wegen mutmasslicher Terrorbedrohungen geschlossene diplomatische Vertretungen am Sonntag wieder öffnen. Die US-Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa werde aus Sorge vor einem möglichen Terroranschlag der Gruppierung Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel jedoch weiter geschlossen bleiben, sagte die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Jen Psaki.
Das US-Konsulat im pakistanischen Lahore, das auch wegen einer später bekanntgemachten Terrorbedrohung die Arbeit eingestellt hatte, werde weiterhin nicht geöffnet. Die Entwicklung in Sanaa und Lahore werde weiterhin analysiert und eine Entscheidung über eine Wiedereröffnung der Vertretungen werde von der Entwicklung abhängig gemacht, meinte Psaki.
Vergleichbar mit 9/11
Mehrere US-Beamte hatten die Terrorbedrohung nach Medienberichten als ernst beschrieben. Einigkeit herrsche unter US-Regierungsbeamten darüber, dass hinter den Plänen Al-Kaida-Verbündete im Jemen steckten, berichtete die «New York Times».
Der US-Republikaner Saxby Chambliss, der stellvertretender Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des Senats ist, sprach mit Blick auf Al-Kaida von der schwersten Terrorbedrohung seit Jahren. Nach Angaben der «Washington Post» zog er in einer NBC-Sendung Parallelen zu Erkenntnissen vor den Attacken vom 11. September 2001. Damals habe man nicht die nötigen Konsequenzen gezogen, «aber jetzt glaube ich, dass es sehr wichtig ist, dass wir die richtigen Pläne machen».
Abgehörte Telefonate
Dem Beispiel der USA waren im Jemen auch Deutschland, Grossbritannien und Frankreich gefolgt. Die Terrorwarnung stammt aus Washington und beruht auf geheimdienstlichen Erkenntnissen, wonach die Al-Kaida im Jemen, aber auch anderswo in der islamischen Welt gegen westliche Einrichtungen losschlagen könnte.
US-Medien hatten berichtet, dass sich diese Erkenntnisse auf ein angeblich abgelauschtes Telefonat zwischen dem Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri und dem Führer des jemenitischen Ablegers der Al-Kaida, Nasser al-Wahischi, stützten. Al-Sawahiri, ein Ägypter, ist der Nachfolger des Al-Kaida-Gründers Osama bin Laden, der 2011 von einem US-Sonderkommando in Pakistan getötet worden war. Er wird gleichfalls in Pakistan vermutet.
Erhöhte Alarmbereitschaft in Pakistan
Für das Konsulat in Lahore hatte das US-Aussenministerium die Massnahme angeordnet, weil es konkrete Drohungen gebe, hiess es in einer am Freitag verbreiteten Erklärung. In Lahore blieb nur noch eine Notbesetzung. Die Mitarbeiter seien in die Hauptstadt Islamabad gebracht worden, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. Es habe sehr genaue Hinweise auf ein bevorstehendes Attentat nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan gegeben, sagte ein pakistanischer Regierungsvertreter.
In Pakistan sind die Sicherheitskräfte seit Tagen in erhöhter Alarmbereitschaft, da es Warnungen vor neuen Anschlägen der Taliban gibt. Unklar war, ob diese Massnahme mit der Schliessung von US-Botschaften und -Konsulaten in islamischen Staaten in Afrika, dem Nahen Osten und Asien zusammenhängt, hiess es bei CNN. Ein Mitarbeiter der US-Botschaft, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte, Hintergrund sei die Lage in Pakistan.