Israels alt Präsident Shimon Peres ist in Jerusalem beigesetzt worden. An der Trauerfeier auf dem Jerusalemer Friedhof Herzl-Berg nahmen rund 3000 Gäste aus aller Welt teil – unter ihnen US-Präsident Barack Obama und Palästinenserpräsident Machmud Abbas. Für die Schweiz reiste Bundespräsident Johann Schneider-Ammann an die Zeremonie.
«Du hattest die seltene Fähigkeit, scheinbar unmögliche Ideen in die Realität umzusetzen», würdigte Israels Staatspräsident Reuven Rivlin seinen Amtsvorgänger in seiner Rede. Peres' grosser Optimismus sei ansteckend gewesen. Bis zuletzt habe er dafür gekämpft, dass Israel als unabhängiger Staat in Frieden mit seinen Nachbarn leben kann, so Rivlin.
«Wir wollten glauben, dass Du Recht hast»
«Auch wenn wir uns nicht einig waren, so wollten wir doch glauben, dass Du vielleicht Recht hast», sagte Rivlin zu Peres' Bemühungen um eine umfassende Friedensregelung. Sein Tod sei «ein riesiger persönlicher und nationaler Verlust» und sei das Ende der «Ära der Giganten».
Die Verantwortung liegt in den Händen der nächsten Generation Israels.
US-Präsident Obama rief in seiner Trauerrede zur Fortsetzung des Nahost-Friedensprozesses auf. «Die Verantwortung liegt in den Händen der nächsten Generation Israels», sagte er. Peres habe begriffen: «Die Juden sind nicht dazu bestimmt, über ein anderes Volk zu herrschen.»
Er habe verstanden, «dass Palästinenser als Menschen gleichberechtigt seien und ein Recht zur Selbstbestimmung haben müssten», sagte Obama. «Ich glaube nicht, dass er naiv war.» Peres sei klar gewesen, dass die Sicherheit Israels von einer Friedensregelung in der Region abhänge.
Obama erinnerte daran, dass Peres' Grossvater während des Holocausts von den Nazis bei lebendigem Leib verbrannt worden war. Dennoch habe er seinen Glauben an Gerechtigkeit nicht verloren. Im Gegenteil: «Er hat die Welt nicht so gesehen, wie sie ist, sondern wie sie sein sollte.»
Architekt der Friedensverträge mit den Palästinensern
Peres war am vergangenen Mittwoch im Alter von 93 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Der Friedensnobelpreisträger war der letzte politische Repräsentant der israelischen Gründergeneration und galt als Architekt der Friedensverträge zwischen Israelis und den Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Zu Beginn der Trauerfeier wurde Peres' Sarg von acht Militärangehörigen zur Zeremonie auf den Friedhof getragen. Der Sarg war in eine israelische Flagge mit dem blauen Davidstern gehüllt. Ein Militärrabbiner rezitierte jüdische Trauergebete. Dem Sarg folgte die Familie von Peres mit Kindern, Enkeln und Urenkeln.
Abbas und Netanyahu reichen sich die Hand
Am Rande der Trauerfeier kam es auch zu einem Handschlag zwischen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Abbas. Beide trafen vor Beginn der Feierlichkeiten aufeinander, wie das israelische Fernsehen zeigte. Abbas sass bei der Zeremonie in der ersten Reihe. Er war Medienberichten zufolge von Peres' Familie eingeladen worden.