Durch den Tropensturm «Erika» sind auf der Karibikinsel Dominica mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere weitere Menschen würden noch vermisst, sagte der Regierungschef des 72'000-Einwohner-Staates, Roosevelt Skerrit, in der Hauptstadt Roseau. Die Opferzahl könnte deshalb noch steigen.
Bei einer Besichtigung der Sturmfolgen sei er auf «monumentale Zerstörung» gestossen. «Ich fürchte, der sichtbare Schaden, den ich heute gesehen habe, könnte unseren Entwicklungsprozess um 20 Jahre zurückgeworfen haben», sagte Skerrit. Hunderte Häuser seien durch «Erika» unbewohnbar geworden, wichtige Verbindungsstrassen seien beschädigt und Brücken weggespült.
«Erika» bedroht Haiti
Am Freitagabend zog «Erika» zur Insel Hispaniola weiter, wo in Haiti und in der Dominikanischen Republik umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. In der Dominikanischen Republik gaben die Behörden eine Sturmwarnung aus, Schulen, Häfen und Strände wurden geschlossen, Rettungskräfte waren in Alarmbereitschaft.
Die haitianischen Behörden verhängten Reisebeschränkungen und richteten Notunterkünfte ein. 254 Häftlinge wurden aus dem Gefängnis Gonaïves in Sicherheit gebracht, für das Überflutungsgefahr bestand.
Überschwemmungen und Erdrutsche befürchtet
Zunächst wurden in Haiti nur drei Verletzte registriert. Nach dem Erdbeben von 2010, bei dem in Haiti mehr als 250'000 Menschen ums Leben kamen, sind im Umfeld der Hauptstadt Port-au-Prince noch immer mehr als 60'000 Menschen in Notunterkünften untergebracht.
Angesichts der Gefährdung durch «Erika» wurden landesweit knapp 2000 Notunterkünfte mit mehr als 47'000 Plätzen freigegeben. Dort befinden sich Materialien zur gesundheitlichen Erstversorgung, Matratzen und Nahrungsmittelvorräte.
«Lebensbedrohliche» Überschwemmungen
Das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) der USA erklärte am Samstag, «Erika» werde in den betroffenen Regionen in der Dominikanischen Republik, Haiti und dem Osten Kubas Niederschläge von bis zu 25 Millimetern mit sich bringen. Dies könne «lebensbedrohliche» Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge haben.
Die Regierung in Havanna gab für einige östliche Teile des Landes Warnungen heraus.
Notstand in Florida ausgerufen
Am Sonntagabend könnte «Erika» die USA erreichen. Nach Angaben des nationalen Wetterdienstes NWS vom Samstag werden im Süden des US-Bundesstaates Florida «heftiger Regen, Überschwemmungen und vereinzelte Wirbelstürme» erwartet.
Zur Vorsicht hat Florida bereits den Notstand ausgerufen, womit bis zu 8000 Mitglieder der Nationalgarde mobilisiert werden können. Auch die nationale Katastrophenschutzbehörde FEMA bereitete sich darauf vor, Menschen von einem Einsatzzentrum mit Wasser, Essen, Decken und anderen Hilfsgütern zu versorgen.
Das Weisse Haus appellierte an betroffene Bürger, sich in den Medien über die Lage zu informieren und Anweisungen «gewissenhaft» zu befolgen. Fast genau zehn Jahre nachdem der Hurrikan «Katrina» die Südstaatenmetropole New Orleans im Bundesstaat Louisiana niedergewalzt hat, laufen die Vorbereitungen auf «Erika» auf Hochtouren.
Unterdessen flaute «Erika» am Samstag ab. Das NHC stufte darauf das Wetterphänomen auf ein Tiefdruckgebiet herab.