International - Erst die Taliban – nun die Vorwürfe
Der US-Soldat Bowe Bergdahl war fünf Jahre lang Kriegsgefangener der afghanischen Taliban. Nun ist er frei – und wird von ehemaligen Kameraden als Deserteur bezeichnet. Er erfährt aber auch viel Mitgefühl. Eine Geschichte in Bildern.
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Am 30. Mai wurde der US-Soldat Bowe Bergdahl freigelassen. Noch ist unklar, wann er zu seiner Familie zurückkehren wird. Freigelassene Kriegsgefangene verbringen eine «Reintegrationsphase» bei Ärzten und Psychologen im Militärspital. Bergdahl sei aber unter «guten Bedingungen» gehalten worden, sagte ein Taliban-Sprecher.
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Gefangenschaft im östlichen Afghanistan: Von Folter ist auch die Rede. Unter anderem hätten die Taliban ihre Geisel nach einem Fluchtversuch für einige Wochen in einen Käfig gesperrt. Laut Ärzten war Bergdahl aber zum Zeitpunkt der Freilassung physisch in gutem Zustand. Es gäbe auch kaum Anzeichen von Mangelernährung.
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In einem Video der afghanischen Taliban, die Bergdahl fünf Jahre lang gefangen hielten, sprach der 28-Jährige davon, dass er zu seiner Familie nach Idaho zurück will. Auch kritisierte er in der Videobotschaft aus dem Jahr 2010 den Krieg in Afghanistan. Dieser sei die vielen Toten und die verschwendeten Leben von Gefangenen nicht wert, sagte er.
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Der junge Bowe Bergdahl auf einem undatierten Foto. Bergdahl wird von alten Freunden als ruhig, bedacht, belesen und sportlich bezeichnet. Zu seinen früheren Hobbies als junger Erwachsener gehörten das Skifahren, Fechten und Schiessen. Er tanzte aber auch Ballet - nicht gerade die klassische Karriere für einen US-Soldaten.
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In Bergdahls Wohnort Hailey im US-Bundesstaat Idaho erfuhr der vermisste Kriegsgefangene während der letzten Jahre ideelle Unterstützung. Viele der rund 8000 Einwohner des Städtchens nahmen an den Feierlichkeiten rund um die Freilassung des Soldaten teil.
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In Hailey wird für die Bergdahl-Familie auch gespendet. Doch nicht alle freuen sich mit den Verwandten. Manche ehemaligen Kameraden werfen ihm vor, er habe 2009 desertieren wollen, als er entführt wurde.
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Die Familie hat wegen des umstrittenen Gefangenenaustausches Todesdrohungen erhalten. Doch viele fühlen mit den Bergdahls mit. In Hailey werden Motorrad-Rallyes veranstaltet, an denen das POW/MIA-Emblem zu sehen ist. POW steht für «Prisoners of War» («Kriegsgefangene»), MIA für «Missing in Action» («Vermisst im Kampfeinsatz»).
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Bowe Bergdahl, der sich früher laut Bekannten nicht für eine Karriere entscheiden konnte und sich dann der Armee aus Überzeugung angeschlossen hatte, war der einzige offizielle Kriegsgefangene der USA in feindlicher Hand.
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Zunächst befand sich der 28-Jährige nach der Freilassung in einem US-Militärspital im deutschen Landstuhl. Es dient oft als Zwischenstation für verwundete Soldaten, bevor diese in die USA ausgeflogen werden. Am Freitag wurde Bergdahl ins Brooke Army Media Center (Bild) in Fort Sam Houston (Texas) überführt.
Reuters
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Einige seiner ehemaligen Kameraden sagen, Bergdahl sei ein Deserteur gewesen. Sie beschrieben ihn als lesewütigen Eigenbrötler, der lieber die Sprache Paschto lernte, statt mit ihnen Bier zu trinken. «Er war definitiv sehr zurückhaltend und introvertiert», erinnert sich ein Mitglied seiner Einheit.
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Der Soldat in Uniform, kurz vor seinem Verschwinden. Bergdahl soll vor der Entführung seinen Posten unerlaubt verlassen haben. Deswegen wird der Austausch mit fünf Taliban-Gefangenen in Guantanamo stark kritisiert. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat zur Geduld aufgerufen, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen.
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Im idyllischen Städtchen Hailey leben die meisten Bewohner vom Tourismus in der Region. Bowe Bergdahl hatte vor seiner Militärkarriere immer wieder in diesem Café gejobbt.
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Die Bewohner des Städtchens feiern seine baldige Rückkehr. Dafür müssen sie Drohanrufe und -briefe in Kauf nehmen.
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Zeichen der Solidarität ist eine gelbe Schleife...
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...die überall in Hailey zu sehen ist.
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Inmitten idyllischer Berge wuchs Bowe Bergdahl auf. Er soll sich aber schon früh für das Reisen in ferne Länder interessiert haben, erzählten Freunde.
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Die Eltern von Bowe - Jani und Bob Bergdahl - beten während einer Solidaritätsveranstaltung wenige Tage nach Bekanntgabe des Gefangenentausches.
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Solidaritätskundgebung von Bikern in Idaho.
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Die Mutter Jani mit dem US-Präsidenten Barack Obama bei einer Pressekonferenz am 31. Mai im Weissen Haus. Obama verteidigte den Gefangenentausch, der ohne Zustimmung des Kongresses vonstatten ging. Als oberster Befehlshaber sei er «für diese Jungs verantwortlich». Er werde sich einsetzen, dass «keiner zurückbleibt».
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Am 31. Mai wurde der Kriegsgefangene gegen fünf hochrangige Taliban eingetauscht, die in Guantanamo gefangen gehalten wurden. Während der monatelangen Verhandlungen mit den Taliban waren die USA nicht direkt beteiligt. Der Deal kam Dank der Hilfe aus Katar zustande, wo die afghanischen Taliban auch eine eigene diplomatische Vertretung haben.
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Mit Barack Obama im Weissen Haus. Während der Gefangenschaft hatte Bergdahl einen Brief an seine Eltern verfasst, in dem er zu erklären versucht, warum er 2009 seinen Stützpunkt in Afghanistan verliess: «Die Führung war mangelhaft, oder überhaupt nicht vorhanden...»
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Vor seiner Gefangenschaft hatte er versucht, die heimische Sprache Paschto zu lernen. Er hatte auch den Umgang der US-Armee vor Ort kritisiert: «Mir tut das alles leid. Diese Leute brauchen Hilfe, doch alles was sie von der arrogantesten Nation der Welt bekommen, ist, dass diese ihnen sagt, sie seien nichts und sie seien dumm (...)»
Keystone
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Er sei von den Taliban geschlagen worden, habe Bergdahl laut Behördenstellen gesagt. Weitere Informationen werden während der derzeitigen Pflege im Militärspital nicht herausgegeben, um die Privatsphäre des Betroffenen zu wahren.
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