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Soldaten sichern die Anlagen des spanischen Energiekonzerns Red Electrica.
Legende: Neu in Staatsbesitz: Soldaten sichern die Anlagen des spanischen Energiekonzerns Red Electrica, verstaatlicht im Mai. Keystone

International «Es gibt einen Trend zur Verstaatlichung»

Die bolivianische Regierung hat sich einen weiteren ausländischen Konzern einverleibt. Ulrich Achermann, Radio SRF-Korrespondent in Südamerika, sagt, was hinter der Verstaatlichung steckt und warum sie zu einer «gesünderen Mischung» in der Wirtschaft führen soll.

Boliviens Präsident Evo Morales sagte, die Verstaatlichungen seien notwendig, weil die Energieversorgung auf dem Land unzureichend sei. Ist die Argumentation nachvollziehbar?

Ulrich Achermann, Radio SRF-Korrespondent in Südamerika
Legende: Ulrich Achermann, Radio SRF-Korrespondent in Südamerika SRF

Ulrich Achermann: Für mich ist die Verstaatlichung nachvollziehbar. Es ist ein altes Problem in Südamerika, wenn man private Unternehmen als öffentliche Dienstleister beschäftigt. Private müssen Geld verdienen und konzentrieren sich auf die Städte. Die Versorgung der ländlichen Regionen mit elektrischer Energie oder Trinkwasser lassen sie links liegen. Dort sind nämlich die Investitionen sehr viel höher. Und im Gegensatz zu den Städten ist dort kaum eine zahlungskräftige Kundschaft vorhanden.

Der spanische Konzern Iberdrola ist schon seit über 15 Jahren in Bolivien tätig. Warum kommt die Verstaatlichung genau jetzt?

Das hängt auch mit innenpolitischen Faktoren zusammen. In diesem Fall sind einige Korruptionsskandale in der Regierung von Evo Morales an die Öffentlichkeit gekommen. Meistens versucht man, irgendwelche neue Fakten zu schaffen, um die öffentliche Meinung etwas zu lenken. Das ist auch in diesem Fall so.

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