Fifa-Präsident Joseph Blatter hat Forderungen des EU-Parlaments nach seinem sofortigen Rücktritt zurückgewiesen. Man sei «total überrascht» vom Vorstoss der Politiker, teilte der Fussball-Weltverband mit. Aufgrund der speziellen Umstände, in der sich die FIFA befinde, werde Blatter sein Mandat erst auf einem Wahlkongress niederlegen. Wann der neue Fifa-Chef gewählt wird, soll am 20. Juli festgelegt werden.
Das EU-Parlament hatte zuvor in seltener Einmütigkeit der sieben Fraktionen den sofortigen Rücktritt des scheidenden Fifa-Präsidenten gefordert. Blatter sollte nach Auffassung der Abgeordneten umgehend von einem Übergangs-Präsidenten abgelöst werden, hiess es. Immerhin könnten bis zur Ernennung einer neuen Führung noch bis zu neun Monate vergehen, hiess es in einer Entschliessung.
De Gregorio geht
Während sich Blatter gegen Rücktrittsforderungen wehrt, nahm ein anderer Fifa-Funktionär seinen Hut. Mediendirektor Walter De Gregorio wird den Verband verlassen. De Gregorio gebe «ab sofort sein Amt als Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ab», hiess es in einer Fifa-Mitteilung. Bis zum Ende des Jahres stehe er aber noch als Berater zur Verfügung. De Gregorio hatte im September 2011 den Posten übernommen. Davor arbeitete er unter anderem für die «Weltwoche» und den «Blick». Sein Stellvertreter Nicolas Maingot tritt interimistisch die Nachfolge an.
De Gregorio hatte erst Anfang der Woche bei «Schawinsky» mit einem Witz für Aufsehen gesorgt: «Sepp Blatter, sein Kommunikationschef und der Generalsekretär sitzen im Auto. Wer fährt? - Die Polizei!»
«Walter hat unglaublich hart gearbeitet»
Gründe für De Gregorios Abgang wurden in der Fifa-Mitteilung nicht genannt. «Walter hat die letzten vier Jahre unglaublich hart gearbeitet, und wir sind ihm dafür sehr dankbar. Ich bin froh, dass wir bis Ende des Jahres auf seine Expertise zurückgreifen können», sagte Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke zum Abgang des ehemaligen Journalisten.
Nachfolger für Blatter Ende Jahr
In der vergangenen Woche hatte Fifa-Präsident Sepp Blatter nach den jüngsten Korruptionsvorwürfen an den Weltfussballverband seinen Rücktritt angekündigt.
Das EU-Parlament in Strassburg hat an seiner Sitzung die Korruption in der Fifa als «zügellos, systembedingt und tief verwurzelt» verurteilt. Präsident Joseph Blatter müsse sein Amt per sofort niederlegen, heisst es in dem rechtlich nicht bindenden Beschluss. Er solle von einem Übergangs-Präsidenten abgelöst werden.
Die Fifa zeigte sich über die Aufforderung irritiert. Der Präsident habe bereits erklärt, sein Mandat auf einem ausserordentlichen Kongress niederzulegen, erklärte eine Fifa-Sprecherin auf Anfrage der Agentur AFP. Der Kongress wird voraussichtlich am 16. Dezember stattfinden.