Demonstranten warfen bei Kundgebungen in Istanbul Steine auf die Polizei. Diese antwortete mit Wasserwerfern und Tränengas. Der öffentliche Verkehr in Istanbul war eingestellt. Die Behörden hatten zuvor eine Grossveranstaltung auf dem Taksim-Platz untersagt. Sie machten Sicherheitsbedenken geltend, weil der Platz seit Monaten eine Grossbaustelle ist.
Griechen gegen Sparprogramme
Auch in Griechenland nutzen die Menschen den Tag der Arbeit zu Protesten. Mit einem 24stündigen Streik haben Arbeitnehmer gegen das Sparprogramm der Regierung protestiert. In Athen blieben Busse und Bahnen in ihren Depots, Fährverbindungen wurden gestrichen.
Auch Mitarbeiter von Banken und Krankenhäusern schlossen sich dem Ausstand an. «Wir haben genug von dieser Politik, die nur die Menschen trifft und sie ärmer macht», sagte ein Gewerkschafter.
«Ideen von Stalin werden siegen»
In Frankreich steht die Politik der neuen Regierung am Pranger. Wahlversprechen seien nicht eingehalten worden, Francois Hollande gilt als politisch schwach. Der rechtsnationale Front National unter Marine Le Pen nutzte den 1. Mai zu seinem traditionellen «May Day March».
In Russland vermag der 1. Mai noch Zehntausende zu mobilisieren. In Moskau und St. Petersburg gingen die Menschen auf die Strasse, koordiniert von der kremltreuen Gesamtrussischen Volksfront. Bei einer Kundgebung mit Kommunistenführer Gennadi Sjuganow hiess es auf Plakaten: «Die Ideen von Marx, Engels, Lenin und Stalin leben und werden siegen».
«Neue Politik und neue Regierung»
In Spanien protestierten die Menschen gegen die Sparpolitik der Regierung. Die Gewerkschaften sprachen von einem «nationalen Notstand» und forderten die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy auf, der Schaffung von Arbeitsplätzen höchste Priorität zu geben.
Auch in Portugal prangerte der grösste Gewerkschaftsdachverband die Sparpolitik der Regierung an und rief unter dem Motto «Gegen die Verarmung, für ein besseres Leben: Eine neue Politik und eine neue Regierung» zu Protesten in mehr als 40 Städten auf. Demonstrationen wurden zudem unter anderem aus Italien, Deutschland, Belgien, Bulgarien, Moldawien, Österreich, Albanien, Polen, der Ukraine und Kroatien gemeldet.