White verantwortete in ihrer ehemaligen Funktion unter anderem die Anklagen gegen die Verantwortlichen des Bombenattentats auf das World Trade Center 1993. Auch ging sie gegen Verfehlungen an der Wall Street vor.
Beide Seiten des Systems bekannt
Mehrere US-Medien berichteten unter Berufung auf einen Vertreter des Weissen Hauses über die anstehende Ernennung. Es wird erwartet, dass Präsident Barack Obama die Personalie noch am Nachmittag (Ortszeit) bekanntgibt.
White wäre die Nachfolgerin von Elisse Walter, die die Börsenaufsicht nach dem Ausscheiden der SEC-Chefin Mary Schapiro übergangsweise führt. Jüngst hatte auch der oberste SEC-Ermittler Robert Khuzami seinen Weggang bekanntgegeben. Zusammen hatten Schapiro und Khuzami den ramponierten Ruf der SEC nach der Finanzkrise wieder hergestellt, indem sie gegen Insiderhändler und namhafte Wall-Street-Banken vorgingen.
Lange Liste von Pendenzen
Für die künftige SEC-Chefin gibt einiges zu tun, sagt Wall-Street-Korrespondent Jens Korte zu «SRF News Online». Beispielsweise beim Hochfrequenz-Handel.
Dieser macht über 50 Prozent des Aktiengeschäfts aus, ist aber noch ziemlich unreguliert. Auch bei Börsengängen gab es in jüngster Vergangenheit heftige Diskussionen, hier orteten verschiedene Beobachter Handlungsbedarf.
«Zum ersten Mal wurde eine Strafverfolgerin zur Chefin der Börsenaufsicht erklärt. Das lässt auf einen harten Kurs schliessen», sagt Korte. Dies gelte auch für Schweizer Banken.
Ihre Kompetenz könnte für White aber auch ein Handicap sein. Gegner aus unterschiedlichen Lagern haben sich bereits in Stellung gebracht. «Unter anderem wird kritisiert, dass sie das «revolving door» benutzt – also die Drehtür. Erst machte sie sich als Staatsanwältin einen Namen. Diesen liess sich Mary Jo White in den letzten Jahren bei einer privaten Kanzlei vergolden, wo sie quasi für die Gegenseite arbeitete. Und nun kehrt sie in den Staatsdienst zurück.».