Zum Inhalt springen

International EZB will Schuldscheine aufkaufen – es geht um Milliarden

Im Kampf gegen die Euro-Krise zieht die EZB alle Register, die einer Zentralbank für ihre Geldpolitik zur Verfügung stehen: Nullzinsen, Strafzinsen, Kauf von Staatsanleihen und das Drucken von (viel) frischem Geld. Es geht um riesige, 13-stellige Geldbeträge. Und sie werden immer grösser.

Die Europäische Zentralbank (EZB) führt in der aktuellen Wirtschaftssituation der Euro-Zone ihre expansive Geldpolitik weiter.

Dafür will sie bis Ende September 2016 monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere aus den Euro-Ländern aufkaufen. Das Kaufvolumen wird damit bis zu 1080 Milliarden Euro erreichen, wie EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt bekanntgab.

Mit diesem Geld werden den Banken staatliche Anleihen abgekauft, und die Banken verfügen so über mehr liquide Mittel zur Vergabe in Form von Krediten für neue Investitionen. Im Normalfall steigen dadurch die Preise, und die derzeit tiefe Inflation zieht wieder an. Sie liegt seit Dezember 2014 bei -0,2 Prozent.

Die EZB hat ihre Bilanz bis im Sommer 2011 stetig ausgeweitet. Der grosse Ausschlag in der Grafik zeigt die Ausweitung um eine weitere Billion Euro Ende 2011. Die EZB versorgte damals Geschäftsbanken mit Notkrediten. Diese wurden mit Minimal-Zinsen für die Dauer von drei Jahren gewährt.

Mit der nun angekündigten quantitativen Lockerung zielt die EZB auf das Niveau von 2012 an, also etwas über 3 Billionen Euro. Kaufen kann die EZB solche Staatsanleihen theoretisch unbegrenzt, denn sie druckt das Geld dafür selbst.

Schweizer Nationalbank stieg vorher aus

Mehr zum Thema

Mit dem Entscheid der EZB wird der Euro voraussichtlich noch schwächer als bisher, vor allem auch gegenüber dem Schweizer Franken. Und das ist wohl auch der Grund, warum die Schweizer Nationalbank (SNB) nicht mehr im Gleichschritt mit dem Euro weitergehen wollte und sich damit von der Politik der EZB abkoppelte. Am 15. Januar gab sie den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken auf.

Weltweit steht der Franken nicht nur in Konkurrenz zum Euro, sondern auch zum Dollar. Weil die US-Wirtschaft gut läuft, bestand die Gefahr, dass die SNB und damit die Schweiz in diesem Währungsdreieck Dollar – Euro – Franken in einen unberechenbaren Strudel gerät. Wäre der Franken weiterhin an den Euro gekoppelt, wäre es noch schwieriger geworden, sich über Wasser zu halten.

Die SNB hat zwar bislang keine quantitative Lockerung durchgeführt. Sie hat also selber keine Staatsanleihen gekauft. Dennoch hat sich seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 die Bilanzsumme der SNB im Vergleich zu den Vorjahren mehr als verdoppelt. Im September 2012 wurde schliesslich die Marke von eine halben Billion überschritten.

Die Bilanzsumme blieb daraufhin hoch. Grund dafür waren vor allem der Kauf von Euro während der letzten drei Jahre, mit denen sich die Nationalbank gegen die Aufwertung des Frankens gestemmt hatte.

Mengenausweitung auch beim US-Fed

Im Vergleich zu der EZB hielt die amerikanische Notenbank, das Federal Reserve System (Fed), nach 2002 über Jahre hinweg ihre Bilanzsumme unter 900 Milliarden Dollar. Das Bild änderte sich dann aber schlagartig mit der Finanzkrise im Jahr 2008.

Bei Ausbruch der Finanzkrise bemühte sich die US-Notenbank Fed, mit einer stark gelockerten Geldpolitik das Finanzsystem zu stabilisieren und gleichzeitig die Wirtschaft zu stimulieren. Die Bilanzsumme stieg damals um über das Doppelte auf zwei Billionen Dollar. Der grösste Teil davon umfassten gekaufte US-Staatsanleihen im Zuge von quantitativen Lockerungen und der Rettung der beiden US-Hypotheken-Banken Freddie Mac und Fannie Mae.

Im September 2012 startete die Fed das dritte Stimulationsprogramm QE3 (Quantitative Easing, QE). Seit Januar 2013 ist die Bilanzausdehnung dann aber kontinuierlich auf 4,5 Billionen Dollar (Dezember 2014) angestiegen. Mittlerweile hat die Fed mit ihrem quantitaiven Easing aufgehört. Noch dieses Jahr dürfte sie erstmals wieder die Zins anheben.

Meistgelesene Artikel