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International Fahrverbote und Tempolimiten wegen Smog

In Südeuropa, am Mittelmeer, herrscht derzeit «dicke Luft». In Italien und Spanien ist seit einem Monat die Luft derart verschmutzt, dass jetzt Massnahmen gegen die Feinstaub-Belastung getroffen werden. In Mailand und Rom gelten ab Montag Fahrverbote. Auch in China wurde erneut Alarm gegeben.

Nach 40 Tagen ohne Regen ergeht es Mailand ein bisschen wie Peking. Noch dürfen Autos fahren, doch ab Montag gilt während sechs Stunden pro Tag ein Fahrverbot. Zudem darf an Neujahr kein Feuerwerk gezündet werden.

Auch andere italienische Städte sind vom Smog betroffen. Wegen der hohen Luftverschmutzung hat auch Rom ein Fahrverbot für die Zeit nach Weihnachten verhängt. Am Montag und Dienstag dürfen Autos und Lastwagen jeweils zwischen 10 und 16 Uhr im Innenstadtbereich nicht mehr fahren.

In den vier grössten Gemeinden des Landes – Rom, Mailand, Neapel und Turin – wurde der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in diesem Jahr schon an mehr als den eigentlich zulässigen 35 Tagen überschritten.

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Stabile Inversionslage

Verantwortlich für die schlechte Luft ist das sonnige und windarme Wetter. Seit Wochen liege ein Hochdrucksystem über dem Mittelmeer, das sich immer wieder neu regeneriert hat, erklärt Jan Eitel, Meteorologe von SRF Meteo.

«Das verursacht eine sogenannte Inversionslage. Das bedeutet, dass die untere Luftschicht kühler und feuchter ist und sich so rasch Nebel bildet. Dieser Nebel zusammen mit den Emissionen des Verkehrs und der Industrie führt dann zu Smog.»

Auch Barcelona und Sarajevo betroffen

Wie dicker Nebel hängt der Smog auch über Barcelona, und das schon den ganzen Monat. Deshalb wurden in Katalanien Tempolimiten eingeführt.

Ähnlich sieht es in Bosnien-Herzegowinas Hauptstadt Sarajevo aus. Die Behörden haben deshalb die Schliessung von Schulen angeordnet. Um die Situation zu entspannen, wäre auch hier Regen oder Wind nötig.

Ein solch stabiles Hoch über solch eine lange Zeit über dem Mittelmeer sei aussergewöhnlich, erklärt Jan Eitel. Aber wegen des Kaltluftvorstosses im Westen und Osten könne das Hochdruckgebiet gar nicht entweichen.

Über 100 Mio. Chinesen betroffen

Wegen starken Smogs haben am Donnerstag zehn chinesische Städte die höchste Alarmstufe ausgerufen. Mehr als 100 Millionen Menschen im Osten und im Zentrum des Landes wurden nach Berichten der Staatsmedien aufgerufen, zu Hause zu bleiben.

Nach Behördenangaben hatte am Vortag mit der östlichen Provinz Shandong erstmals eine ganze Provinz die höchste Smog-Alarmstufe ausgerufen. In Xinxiang in der zentralen Provinz Henan wurde nach Behördenangaben am Donnerstagmorgen eine Feinstaub-Belastung von 727 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen - fast das 30-fache des von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Grenzwertes. Es ist bereits das vierte Mal in diesem Monat, dass weite Teile des Landes von extremer Luftverschmutzung betroffen sind.

Hoher Kohleverbrauch

Erstmals war Anfang Dezember auch in der Hauptstadt Peking die höchste Smog-Alarmstufe ausgerufen worden. Ein Umweltwissenschaftler machte gegenüber der staatlichen «China Daily» den hohen Kohleverbrauch für die Luftverschmutzung verantwortlich.

Der chinesische Staatsrat hat das Ziel ausgegeben, bis 2020 den Ausstoss der «wichtigsten Umweltschadstoffe» der Kohlekraftwerke um 60 Prozent zu reduzieren. Anfang Dezember berichtete die Umweltschutzorganisation Greenpeace allerdings, die Regierung habe in diesem Jahr den Bau von 155 neuen Kohlekraftwerken genehmigt.

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