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International Fieberhafte Suche nach vermisstem Soldaten

Das Schicksal eines verschwundenen israelischen Soldaten hat die Gefechte im Gazastreifen wieder angeheizt. Israel hat die Angriffe in der Nacht intensiviert und sucht weiter nach dem Soldaten. Die Hamas streitet eine Entführung ab.

Nach dem Scheitern einer Waffenruhe haben die israelischen Streitkräfte ihre Angriffe im Gazastreifen intensiviert. Die Militäreinsätze konzentrierten sich in der Nacht auf Samstag auf die südliche Stadt Rafah. Dort suchten Soldaten weiter nach einem ihrer Kameraden, Leutnant Hadar Goldin. Nach israelischen Angaben soll dieser von einem Kommando der radikal-islamischen Hamas entführt worden sein.

Forderungen der Angehörigen

Die Angehörigen des Vermissten Leutnants Goldin haben sich auf einer Medienkonferenz geäussert und dabei der Armee Forderungen gestellt. «Ich fordere, dass Israel sich nicht aus dem Gazastreifen zurückzieht, bis mein Sohn wieder zu Hause ist», sagte Goldins Mutter Hedva. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Armee einen ihrer Kämpfer im Stich lässt», sagte sein Vater, Simtscha Goldin. An der Medienkonferenz nahmen auch die Verlobte und der Zwillingsbruder von Hadar Goldin teil.

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Armee spricht von Entführung

Der 23-jährige Leutnant Goldin fiel nach Angaben des israelischen Militärs einem Hamas-Kommando in die Hände, als seine Einheit an der Zerstörung eines Tunnels im Gazastreifen arbeitete. Die Entführung soll sich am Freitagmorgen ereignet haben, anderthalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die UNO und die USA zuvor vermittelt hatten. Als Reaktion auf die Entführung erklärte Israel die Feuerpause für gescheitert.

Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestritt in der Nacht auf Samstag, den Soldaten entführt zu haben. «Wir wissen nichts über einen vermissten Soldaten, seinen Verbleib oder die Umstände seines Verschwindens», hiess es in einer Mitteilung, die an Journalisten versandt wurde. Nach einer Meldung der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan hatten die Al-Kassam-Brigaden zuvor noch bestätigt, den Soldaten gefangen genommen zu haben.

Katastrophale Lage

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Die Lage der Zivilbevölkerung im dicht Gazastreifen ist laut UNO-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) katastrophal. Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist gemäss palästinensischem Gesundheitsministeriums auf 1610 gestiegen. Auf israelischer Seite wurden im Gaza-Krieg mindestens 63 Soldaten und drei Zivilisten getötet.

Spekulationen um verschwundenen Soldaten

Die jüngsten Angaben widersprachen auch Medienberichten, in denen es unter Berufung auf eine Mitteilung der Al-Kassam-Brigaden hiess, die Gruppe vermute, der seit einem Überfall vermisste Soldat und seine mutmasslichen Entführer seien bei israelischen Angriffen ums Leben gekommen.

«Wir haben den Kontakt zu den an dem Überfall beteiligten Kämpfern verloren, und wir vermuten, dass sie alle bei dem Bombardement getötet wurden», zitierte etwa die israelische Zeitung «Haaretz» aus der Mitteilung. Dabei sei wohl auch der Soldat ums Leben gekommen.

Osama Hamdan, ein Hamas-Sprecher in Katar, sagte dem US-Sender CNN, der Überfall habe sich vor Beginn der Waffenruhe ereignet. Ihm lagen nach eigenen Angaben bislang keine Informationen über den verschwundenen Soldaten vor. Er wies darauf hin, dass er möglicherweise von «irgendeiner anderen Organisation» gefangen genommen worden sei.

Zuletzt war 2006 der Soldat Gilad Schalit von einem Kommando unter Leitung der Hamas durch einen Tunnel in den Gazastreifen verschleppt worden. Er kam erst gut fünf Jahre später frei – im Tausch gegen mehr als 1000 palästinensische Häftlinge.

Opferzahl steigt

Nach der gescheiterten Waffenruhe gingen die Gefechte weiter. Bis Mitternacht starben nach palästinensischen Angaben mindestens 104 Palästinenser. Zwei israelische Soldaten kamen bei Gefechten mit Hamas-Kämpfern ums Leben.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag eine harte Reaktion angekündigt. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich nach dem Scheitern der Waffenruhe «schockiert und zutiefst enttäuscht über die Entwicklung». Die USA forderten die bedingungslose Freilassung des Soldaten.

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