- Fifa-Präsident Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini sind suspendiert.
- Die Sperre gilt vorerst für 90 Tage, könnte aber um 45 Tage verlängert werden.
- Blatter verzichtet auf einen Rekurs. Platini hingen macht von seinem Recht Gebrauch und will Einspruch einlegen.
- Fifa-Vize Issa Hayatou aus Kamerun übernimmt stellvertretend die Geschäfte.
Die Ethikkommission des Weltfussballverbands hat Fifa-Präsident Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini vorübergehend von allen Funktionen
suspendiert. Das teilte die Fifa mit.
Während den kommenden drei Monaten seien beide Top-Funktionäre von allen Fussballaktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene ausgeschlossen, gab die rechtsprechende Kammer unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert bekannt.
Die Sanktionen seien Resultate der Ermittlungen der Ethik-Untersuchungskammer, detaillierte Gründe dürfe das Gremium nicht veröffentlichen.
Zwei Tage Zeit für Einspruch
Blatter und Platini bleiben zwei Tage Zeit, gegen ihre provisorische Suspendierung Einspruch zu erheben. Das bestätigte der Sprecher der rechtsprechenden Kammer der Kommission auf Anfrage des deutschen Sport-Informations-Dienstes (SID).
Allerdings verzichtet Blatter offenbar auf dieses Recht. Das sagte sein Sprecher Klaus J. Stöhlker. «Nein, es hat gar keinen Sinn das zu strecken.» «Er wurde jetzt fussballerisch gesagt an die Seitenlinie gestellt und er wird in 90 Tagen wieder da sein, denn er muss den grossen FIFA-Kongress vorbereiten.»
Uefa-Präsident Michel Platini hingegen macht von seinem Recht Gebrauch und will Einspruch einlegen. Deshalb nominierte das Exekutivkomitee der Uefa am Donnerstagabend vorerst keinen Interimschef. Stattdessen unterstützt der Verband weiterhin seinen Präsidenten. Aktuell kann Platini durch das Urteil der rechtsprechenden Kammer des Fifa-Ethikgremiums nicht die Uefa-Geschäfte führen.
Zudem wurde der Südkoreaner Chung Mong Joon – wie Platini Kandidat für die Nachfolge Blatters – für sechs Jahre gesperrt und muss eine Busse von 100'000 Franken zahlen. Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke, der von der Fifa bereits Mitte September freigestellt worden war, wurde von der Ethikkommission ebenfalls für 90 Tage suspendiert.
Vizepräsident am Ruder
Zwischenzeitlich hat der Fussball-Weltverband Fifa den Kameruner Issa Hayatou als amtierenden Präsidenten bestätigt. Der 69 Jahre alte Hayatou fungiert seit 1992 als Vizepräsident, nachdem der Chef des afrikanischen Kontinentalverbandes CAF bereits zwei Jahre zuvor in die FIFA-Exekutive gewählt worden war.
Strafverfahren gegen Blatter
Gegen Blatter läuft derzeit ein Strafverfahren «wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung» und Veruntreuung. Der langjährige Fifa-Chef soll im Februar 2011 eine «treuwidrige Zahlung» an Uefa-Präsident Michel Platini geleistet haben. Dabei sei es um geleistete Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 gegangen.
Platini war von den Schweizer Behörden wegen der von Blatter empfangenen Zahlung in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken als Auskunftsperson vernommen worden.
Verhaftung von Fifa-Funktionären löste Affäre aus
Ins Rollen gekommen war die Fifa-Affäre mit der Verhaftung von mehreren hochrangigen Funktionären des Weltfussballverbands am 27. Mai 2015 in Zürich – zwei Tage vor Blatters geplanter Wiederwahl als Präsident. Bereits zuvor waren immer wieder Vorwürfe erhoben worden, dass bei der WM-Vergabe an Katar nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war. Die Fifa verhinderte im Oktober 2014, dass ein Untersuchungsbericht dazu komplett veröffentlicht wurde.
Trotz der Verhaftungen unter anderem von Fifa-Vizepräsident Jeffrey Webb und Ex-Vize Jack Warner wurde Blatter am 29. Mai als Fifa-Präsident wiedergewählt. Seither war er allerdings zunehmend unter Druck gekommen. Der bereits Mitte September von all seinen Aufgaben entbundene Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke war ein weiterer Vertrauter von Blatter
SRF hatte zudem Anfang September öffentlich gemacht , dass Blatter die Übertragungsrechte für die WM in Südafrika für 250'000 Dollar, jene für die WM in Brasilien für 350'000 Dollar veräussert haben soll. Jack Warner, der Präsident des karibischen Fussballverbands, soll demnach die TV-Übertragungsrechte zwei Jahre später weiterverkauft haben – nach Schätzungen von Medien für 15 bis 20 Millionen Dollar. Warner ist derzeit gegen Kaution auf freiem Fuss, von der Fifa-Ethikkommission wurde er auf Lebzeiten gesperrt .