Die britische Innenministerin Theresa May hat nach einem Treffen mit ihrem französischen Amtskollegen Bernard Cazeneuve in London versprochen, dass Grossbritannien zusätzlich 10,5 Millionen Franken für die Grenzsicherung bereitstellt. Zuvor hatte die britische Regierung bereits 22,5 Millionen Franken für Massnahmen am Eurotunnel zugesagt.
Nach Angaben der Behörden von Anfang Juli sind in der Region um die französische Stadt Calais rund 3000 Flüchtlinge gestrandet. Sie versuchen von dort aus auf Fähren oder durch den Eurotunnel nach Grossbritannien zu gelangen.Allein in der vergangenen Nacht haben knapp 2000 Flüchtlinge versucht, zu dem Tunnel unter dem Ärmelkanal vorzudringen. Polizei und private Sicherheitskräfte hinderten sie daran. Es kam zu Verspätungen im Zugverkehr.
Zusammenarbeit bei Abschiebung
«Die französische und die britische Regierung arbeiten in dieser Angelegenheit, die uns beide betrifft, sehr eng zusammen», sagte May nach ihrem Treffen mit Cazeneuve. Geheimdienst und Sicherheitsbehörden würden kooperieren, um Menschenschmuggler-Banden zu bekämpfen, die «aus menschlichem Elend Profit schlagen».
Grossbritannien und Frankreich arbeiteten bei der Abschiebung von Migranten, insbesondere nach Westafrika, zusammen, «damit die Menschen sehen, dass die Reise hierher nicht dazu führt, dass sie nach Europa kommen und sich hier niederlassen können», sagte May.
Eurotunnel: Wiederholt tödliche Unfälle
Bei den Versuchen der Flüchtlinge, durch den Eurotunnel heimlich nach Grossbritannien einreisen zu können, kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Allein seit Anfang Juni kamen auf der französischen Seite des Tunnels acht Menschen ums Leben.
Bei den 2000 Flüchtlingen, welche in der vergangenen Nacht den Eurotunnel erreichen wollten, ist laut Innenminister Cazeneuve aber alles «ohne Drama» abgelaufen. Die Flüchtlinge seien vom Eurotunnel-Gelände ferngehalten worden.
Polizisten betonten, die Flüchtlinge seien nicht gleichzeitig gekommen, sondern über die Nacht verteilt.
«Unser gesamtes Sicherheitspersonal, also fast 200 Personen, und auch die Polizei waren gefragt», sagte ein Eurotunnel-Sprecher. Medienberichte, wonach mehrere Flüchtlinge verletzt wurden, bestätigten die Behörden nicht.
Die Betreibergesellschaft Eurotunnel verstärkte zuletzt die Sicherheitsmassnahmen in dem Gebiet um den Tunneleingang auf französischer Seite. Wegen der Mehrausgaben – und wegen Zugausfällen und Verspätungen infolge des Flüchtlingsansturms – hat das Unternehmen vergangene Woche von Frankreich und Grossbritannien 9,7 Millionen Euro an Entschädigungen verlangt.