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International Flugzeugabsturz in Ägypten war ein Anschlag

Die Anzeichen hatten sich bereits verdichtet. Nun räumt auch der russische Inlandgeheimdienst ein, dass der Absturz einer Passagiermaschine über dem Sinai Ende Oktober von einer Bombe verursacht wurde. Dass Moskau gerade jetzt das Kind beim Namen nennt, ist wohl kaum ein Zufall.

Die russische Passagiermaschine, die Ende Oktober über der ägyptischen Sinai-Halbinsel abstürzte, war Ziel eines Anschlags. Dies hat der russische Inlandgeheimdienst FSB der Nachrichtenagentur Interfax mitgeteilt.

Trümmer der russischen Passagiermaschine
Legende: Russland bestätigt Anschlag: Trümmer der Passagiermaschine in Ägypten. Keystone

Ursache des Absturzes sei eine selbstgebaute Bombe mit einer Sprengkraft von bis zu 1,5 Kilogramm TNT gewesen. An den Trümmern des abgestürzten Airbus A321 und an Gepäckstücken seien Spuren von Sprengstoff festgestellt worden.

Das Flugzeug auf dem Weg von Scharm el-Scheich nach St. Petersburg sei in der Luft zerbrochen. «Man kann sagen, es war ein Terrorakt», erklärte FSB-Chef Alexander Bortnikow. Er betonte, dass es Sprengstoff ausländischer Herkunft gewesen sei, der an Bord des Flugzeugs zur Explosion gebracht wurde. Kurz darauf setzte der Inlandgeheimdienst ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar auf die Täter aus.

Bekenner-Botschaft von Terrormiliz

Ermittlungen zum Absturz hatten bereits vergangene Woche ergeben, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Bombenanschlag auf die russische Maschine gehandelt hatte. Westliche Länder hatten dies schon zuvor vermutet. Russland selbst hatte sich zur möglichen Absturzursache bisher bedeckt gehalten.

Der Airbus der russischen Gesellschaft Metrojet war am 31. Oktober vom ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich mit vorwiegend russischen Badetouristen an Bord gestartet und kurz darauf abgestürzt. Die IS-Terrormiliz hatte wenig später in einem nicht überprüfbaren Video bekanntgegeben, dass sie das Flugzeug zum Absturz gebracht hätte.

Intensivierung der Syrieneinsätze

Russlands Staatschef Wladimir Putin kündigte an, die Hintermänner des Anschlags zu finden und zu bestrafen. Er forderte das Verteidigungsministerium und auch die Armee auf, die Kampfeinsätze in Syrien nochmals zu intensivieren.

Putin habe damit zum ersten Mal einen direkten Link zwischen dem Attentat in Ägypten und dem russischen Militäreinsatz in Syrien gemacht, erklärt Christof Franzen, SRF-Korrespondent in Moskau. «Er hat wörtlich Vergeltung gefordert.»

Äusserung von Kreml kommt nicht zufällig gerade jetzt

Warum sich der Kreml mit dieser Verbindung bisher zurückgehalten hat, respektive, warum er gerade jetzt diesen Konnex herstellt, erklärt SRF-Korrespondent David Nauer wie folgt: «Die russische Regierung hat lange versucht, die Terrorthese herunterzuspielen. Wohl auch deswegen, weil man nicht wollte, dass die eigene Bevölkerung einen Zusammenhang zum russischen Einsatz in Syrien herstellt. Nun, da auch Europa angegriffen wird von Terroristen, ist es wahrscheinlich eine gute Zeit für Russland zu sagen, auch wir sind Opfer eines Terrorangriffs gewesen, auch an Bord unseres Flugzeugs war eine Bombe.»

Russland sei nach Artikel 51 der UNO-Charta angegriffen worden, sagte Putin. Das erlaube Moskau, sich zu verteidigen – sprich, militärisch in die Offensive zu gehen. Diesbezüglich laute Putins Forderung an die westliche Koalition, besser zu kooperieren. «Das ist etwas, das bis jetzt nicht geklappt hat», so SRF-Korrespondent Christof Franzen. «Weil man verschiedene Vorstellungen davon hat, was zum Beispiel mit Syriens Präsident Assad passieren soll, oder welche Gruppen man bekämpfen will.»

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