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International Frankreich im Bann von Tradition und ungewisser Zukunft

Frankreich feiert heute sich selbst. Doch die Parade auf den Champs-Élysées am 14. Juli kann kaum über die vielen Probleme und den unpopulären Präsidenten hinwegtäuschen. Neben der Wirtschaftskrise leide das Land seit längerem auch unter einer Identitätskrise, sagt SRF-Korrespondent Ruedi Mäder.

Parade zum Nationalfeiertag in Frankreich
Legende: Die Parade zum «Quatorze Juillet 2014» erinnert auch an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Keystone

Der französische Nationalfeiertag steht dieses Jahr nicht allein im Zeichen des Sturms auf die Bastille am 14. Juli 1789. Erinnert wird auch an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Dieser begann vor 100 Jahren und forderte zehn Millionen Tote und 20 Millionen Verwundete unter den Soldaten.

An der historisch einmaligen Militärparade auf den Pariser Champs-Élysées beteiligten sich auf Einladung von Präsident François Hollande rund 80 Länder mit je einem Fahnenträger und zwei Begleitern. «Wir sind ihnen Anerkennung schuldig», betonte Hollande. Dies gelte für die Alliierten wie auch die damaligen Gegner.

Frankreich feiert – trotz Krise. Mit dem grossen Defilée, dem traditionellen Interview des Präsidenten am frühen Nachmittag und dem grossen Feuerwerk beim Eiffelturm am Abend. Doch die Krise habe Spuren hinterlassen, sagt Ruedi Mäder rückblickend auf seine fünfjährige Tätigkeit als SRF-Korrespondent in Paris.

Sinkender Einfluss und starke Nachbarn

Von zwei roten Fäden spricht Mäder, wenn er den aktuellen Zustand Frankreichs umschreibt: Zum einen die weiter wachsende und schmerzende Erkenntnis, dass der Einfluss Frankreichs als Land mittlerer Grösse in der Welt weiter abgenommen hat. Ein Realität, welche die Volkseele auch in den politischen Diskussionen und in den Zeitungskommentaren zu hören bekommt.

Ruedi Mäder geht in Pension

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Ruedi Mäder
Legende: SRF

Nach 34 Jahren bei Radio DRS und SRF im In- und Ausland geht Ruedi Mäder in Pension. In den vergangenen fünf Jahren berichtete er als Frankreich-Korrespondent aus Paris. Zuvor war Mäder unter anderem Korrespondent in Washington. Während seiner Zeit in der Inland-Redaktion war er Bundeshausredaktor und auch Europa-Korrespondent.

Zum anderen der stetige Vergleich mit dem benachbarten Deutschland, das in allen wichtigen Bereichen besser dasteht, bei Defizit und Schulden ebenso wie bei Wachstum, Arbeitslosigkeit und Wettbewerb.

Das alles erinnert die Franzosen an ihr altes französisches Gesellschaftsmodell: Der Widerstreit von streikenden Gewerkschaften und Arbeitgebern um höhere Löhne, ein System, das Wettbewerbsfähigkeit durch die Abwertung der eigenen Währung wieder herstellt. Das alles funktioniert heute nicht mehr.

Ein schwacher Präsident

Hinzu kommt laut Mäder, dass Frankreich in seiner allgemeinen Identitätskrise ein Präsident fehlt, der als Vorbild dienen und die dringend nötigen wirtschaftlichen Reformen vorantreiben könnte: «Die meisten Franzosen sind nicht nur enttäuscht von Hollande. Sie gehen auch davon aus, dass er nicht weiss, was er will. Und sie glauben nicht, dass es Frankreich am Ende seiner Amtszeit in drei Jahren besser gehen wird.»

Nicht zuletzt verhindere das geltende Oppositionssystem Kompromisse und tragfähige Lösungen auf längere Dauer.

Improvisationstalent und Kultur als Plus

Beeindruckt war Mäder immer wieder von der Improvisationsgabe und Herzlichkeit, welche den Franzosen eigen seien. Die Leichtigkeit, Probleme und Aufgaben anzugehen. Was manchmal für einen Schweizer etwas chaotisch aussehe, funktioniere am Schluss dann eben doch.

Dazu komme der Stellenwert der Kultur im Land. Ein «Homme de culture» zu sein, sei eigentlich das höchste Ziel der Franzosen, das grosse Ideal und das grösste Kompliment. Und dies ganz im Gegensatz zum überall gepredigten Geld und Erfolg.

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