Rekordfund: Anstelle des deklarierten Tees aus China fanden die französischen Behörden in zwei Containern 601 Kartons mit gefälschten Medikamenten. Nach Angaben des Zolls handelt sich um «die grösste Beschlagnahmung von Medikamenten-Fälschungen durch die Zollbehörden in der Europäischen Union».
Ein schwerer Schlag gegen Chinas Medikamenten-Fälscher ist es dennoch nicht. Denn wenn es dem französischen Zoll gelingt, einen Container zu beschlagnahmen, dann könne man davon ausgehen, dass weltweit dutzende Container nicht entdeckt würden, sagt SRF-China-Korrespondent Urs Morf. Der Medikamentenschmuggel habe riesige Dimensionen. «Das ist nur die Spitze des Eisbergs.»
Peking kann nicht alles kontrollieren
In China gebe es einerseits ein grosses Netzwerk von Produzenten von gefälschten Medikamenten, so Morf. Zudem müsse man davon ausgehen, dass eine riesige Logistik existiere, die es nicht geben würde, wenn nicht an zahlreichen Orten auch Polizisten und Zollbeamte in das Geschäft involviert wären.
«Offiziell duldet China das alles nicht», betont Morf. Die Zentralregierung in Peking führe seit Jahren massive Kampagnen gegen die Missstände. «Sie tut alles, was sie kann.» Doch China ist riesig. An zahlreichen Orten sei es kein Problem, die Bewilligung für den Bau einer Fabrik zu erhalten. «Die Lokalbehörden freuen sich, wenn jemand Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen will.» Sie seien schnell dazu bereit, sich nicht darum zu kümmern, was genau in der Fabrik produziert wird.
Falsche Medikamente häufigster Fund
Der Fund in Le Havre war bereits Ende Februar gemacht worden. Einige der Medikamente enthalten gar keinen Wirkstoff. Andere weichen in ihrer Wirkweise vom Originalmedikament ab.
Im vergangenen Jahr machten nachgeahmte Medikamente in Frankreich die am häufigsten vom Zoll entdeckten gefälschten Waren aus: 18 Prozent der 7,6 Millionen beschlagnahmten Artikel waren Medikamente. Auf Platz zwei folgten Kleider mit 14 Prozent.