Der langjährige Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Edgar Bronfman, ist im Alter von 84 Jahren in seinem Haus in New York gestorben. Sein Kampf für die Holocaust-Überlebenden führte ihn einst in die Schweiz.
Milliardenschwerer Vergleich
Der Jüdische Weltkongress hatte sich in den Neunziger Jahren für die Entschädigung von Holocaust-Überlebenden und -Hinterbliebenen stark gemacht und Milliarden Dollar an Wiedergutmachung aus deutschen und Schweizer Kassen erkämpft.
Bronfman war eine wichtige Persönlichkeit im Konflikt mit den Schweizer Banken um die nachrichtenlose Vermögen von Holocaust-Opfern. Dieser Konflikt war 1998 mit einem 1,25 Milliarden Dollar schweren Bankenvergleich beigelegt worden. 1999 erhielt er die «Presidential Medal of Freedom», die höchste zivile Auszeichnung der USA.
Der in Montreal geborene Bronfman war Chef der Seagram Company. Das Amt hatte er von seinem Vater übernommen, der den Spirituosenkonzern 1924 gegründet hatte.
Protagonisten im Streit um nachrichtenlose Vermögen
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Bild 1 von 12. Edgar Bronfman: Der langjährige Präsident des Jüdischen Weltkongresses hatte die Kontroverse ausgelöst. Im Sommer 1995 wandte sich der kanadische Schnapsfabrikant wegen der nachrichtenlosen Vermögen an die Schweizer Banken, doch diese nahmen ihn nicht ernst. Darauf bat er Alfonse D’Amato um Hilfe. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 2 von 12. Alfonse D’Amato: Der republikanische US-Senator aus New York war die treibende Kraft auf politischer Ebene im Kampf gegen die Schweizer Banken. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 3 von 12. Israel Singer: Der Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses (WJC) provozierte mit seinen Attacken auf die Schweiz immer wieder heftige Reaktionen. Noch 2005 bezeichnete er die Neutralität der Schweiz im Zweiten Weltkrieg angesichts des Holocaust als «Verbrechen». 2007 wurde er seines Amtes enthoben – er soll Geld veruntreut haben. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 4 von 12. Ed Fagan: Der umstrittene US-Anwalt versuchte als Vertreter von Holocaust-Opfern und ihren Nachkommen von der Kontroverse zu profitieren. In den letzten Jahren verstrickte er sich in Skandale. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 5 von 12. Stewart Eizenstat: Der damalige US-Staatssekretär schoss auch immer wieder gegen die Schweiz. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 12. Avraham Burg: Als Vorsitzender der Jewish Agency war er der prominenteste Vertreter Israels in der Holocaust-Debatte. Einige Jahre nach dem Banken-Vergleich erklärte Avraham Burg, er bedauere heute seine Teilnahme am Kampf gegen die Schweizer Banken. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 7 von 12. Edward Korman: Mit den Sammelklagen gegen die Schweizer Grossbanken übernahm der US-Richter 1996 einen Fall, der ihn fast 17 Jahre täglich beschäftigen sollte. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 8 von 12. Jean-Francois Bergier: Zusätzlich zur Task Force beschloss das Schweizer Parlament im Dezember 1996 die Einsetzung einer unabhängigen, internationalen Kommission unter dem Vorsitz des Schweizer Historikers Bergier. Die Kommission hatte den Auftrag, die Rolle des Finanzplatzes Schweiz während des Zweiten Weltkriegs zu untersuchen. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 9 von 12. Christoph Meili: Als Wachmann bei der Schweizerischen Bankgesellschaft fand er im Januar 1997 Akten aus der Nazizeit, die geschreddert werden sollten, obwohl der Bundesrat dies verboten hatte. Für die Holocaust-Debatte erwiesen sie sich als nicht relevant, trotzdem wurde Meili in den USA und Israel als Held gefeiert. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 10 von 12. Kaspar Villiger (rechts): In seine Amtszeit fiel die Auseinandersetzung zwischen den USA und den Schweizer Banken in Sachen Nachrichtenlose Vermögen und Nazigold. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 11 von 12. Flavio Cotti: Der damalige Aussenminister Flavio Cotti übernahm 1996 das Dossier und rief eine Task Force ins Leben. Thomas Borer wurde deren Chef. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 12. Thomas Borer (rechts): Er hatte im Konflikt um die nachrichtenlosen Vermögen in den 1990er-Jahren die Taskforce Schweiz–Zweiter Weltkrieg geleitet. Bildquelle: Keystone.