Masao Uchibori ist gut gelaunt, als er in einem Restaurant in Solothurn eine kleine Gruppe Schweizer Journalisten trifft. Es gefalle ihm sehr gut in der Schweiz, betont der Gouverneur von Fukushima. Doch dann kommt die Rede auf den 11. März 2011. Und der japanische Politiker wird ernst.
Noch immer 110'000 Evakuierte
Die Menschen litten noch immer unter den Folgen der Atomkatastrophe, sagt Uchibori. Auch vier Jahre nach dem Unglück seien noch immer 110'000 Menschen evakuiert und könnten nicht in ihre Häuser zurückkehren. Zwar sei nur ein kleiner Teil der Präfektur Fukushima gefährlich verstrahlt, aber ein normales Leben sei dort nach wie vor undenkbar.
Gleichzeitig möchte Gouverneur Uchibori aber auch darauf hinweisen, dass es gewisse Fortschritte gibt. So seien einige der ursprünglich evakuierten Gebiete, nämlich solche am Rande der Sperrzone, jetzt dekontaminiert und sicher. Dorthin hätten inzwischen 50'000 Einwohner zurückkehren können. Allerdings müsse in diesen Gebieten die ganze wirtschaftliche Infrastruktur wieder aufgebaut werden. Es gibt also noch viel zu tun.
Künftig kein Atomstrom mehr
Die vielleicht grösste Herausforderung für die Präfektur Fukushima ist der Umbau des Energiesystems. Bis 2040 soll dort nur noch Strom aus erneuerbarer Energie verbraucht werden. Gerade seine Region habe allen Grund, nach dem schrecklichen AKW-Unglück die erneuerbare Energie zu fördern, so Uchibori.
In diesem Zusammenhang seien für ihn die Termine und Gespräche in der Schweiz sehr interessant. Um zu sehen, wie man hier versuche, aus der Atomenergie auszusteigen, Energie zu sparen und umweltfreundliche Energieträger zu fördern. Der Gouverneur ist sich bewusst, dass der Atomausstieg ein ehrgeizges Unterfangen ist.
Doch die Präfektur Fukushima will daran festhalten, auch wenn die japanische Zentralregierung inzwischen wieder auf Atomenergie setzt. Denn der Politiker aus Fukushima hat einen starken Antrieb: Ein AKW-Unglück wie 2011 dürfe nie mehr passieren, sagt er. Weder in seiner Heimat noch sonstwo auf der Welt.