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International Gaza-Konflikt geht unvermindert weiter

Der blutige Schlagabtausch zwischen Israelis und Palästinensern im Gazastreifen nimmt kein Ende. Die Zahl der Toten stieg am fünften Tag der israelischen Militäroperation auf über 50. Israel droht weiter mit einer Bodenoffensive.

Die israelische Armee bombardierte auch am Sonntag zahlreiche Ziele im Gazastreifen. Militante Palästinenser feuerten ihrerseits erneut eine Rakete auf die israelische Küstenmetropole Tel Aviv, die allerdings von der Raketenabwehr abgefangen werden konnte.

In den Städten Aschkelon, Beerscheva und Sderot wurden mehrere Gebäude direkt von Raketen getroffen. Seit Mittwoch hat Hamas nach eigenen Angaben etwa 900 Raketen auf Israel abgefeuert.

Schulen bleiben geschlossen

Israel hat seit Mittwoch fast 1000 Ziele im Gazastreifen mit dem erklärten Ziel angegriffen, Raketen, Waffenlager und andere Hamas-Einrichtungen zu zerstören. In der letzten Nacht seien ein Trainings- sowie ein Kommunikationszentrum der Hamas getroffen worden. Auch das Büro des Al-Kuds-Fernsehens, das der Hamas nahesteht, sei angegriffen worden, so die israelische Armee.

Karte des Gazastreifens
Legende: Der Gazastreifen ist knapp 40 Kilometer lang und zwischen 6 und 14 Kilometer breit. uno, bbc, cia factbook

Im aktuellen Konflikt sind nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums bisher 52 Palästinenser getötet und etwa 540 verletzt worden. 22 der Toten seien Zivilisten – Kinder, Frauen und ältere Männer. Auf der israelischen Seite starben bisher drei Menschen.

Netanjahu droht mit Bodenoffensive

Die anhaltende Gewalt nährte Sorgen vor einer israelischen Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte: «Die Operation im Gazastreifen geht weiter und wir sind dazu bereit, sie noch bedeutend auszuweiten.»

Tausende von Reservisten würden auf einen möglichen Bodeneinsatz vorbereitet. Bis zu 75'000 Reservisten müssen mit einer Einberufung rechnen.

Nach Angaben von Augenzeugen flohen am Samstag im Gazastreifen Tausende Menschen aus Furcht vor einer israelischen Bodenoffensive aus ihren Häusern und suchten weiter im Zentrum Zuflucht.

Friedensbemühungen auf Hochtouren

WHO: Medikamente werden knapp

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Die Weltgesundheits- organisation (WHO) hat auf die kritische Lage in den Spitälern des Gazastreifens hingewiesen. Die Krankenhäuser seien mit einer grossen Zahl von Verletzten konfrontiert. Medikamente und medizinisches Gerät würden knapp. Die WHO zitiert Berichte, wonach dort bisher gegen 400 Menschen verletzt wurden, darunter über 130 Kinder.

Die ägyptische Regierung weckte zuletzt Hoffnungen auf einen Waffenstillstand. Sein Land versuche derzeit, in dieser Frage zu vermitteln, sagte Ägyptens Präsident Mohamed Mursi am Samstag in Kairo. Es gebe «einige Anzeichen dafür, dass es schon in Kürze die Möglichkeit einer Waffenruhe gibt, allerdings haben wir noch keine festen Garantien.»

Auch verschiedenen Medienberichten zufolge laufen die Bemühungen für eine Waffenruhe auf Hochtouren. Beide Seiten stellen allerdings Bedingungen.

Bedingungen der Kontrahenten

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will die Angriffe im Gazastreifen beenden, wenn zugleich die Raketenattacken auf Israel eingestellt werden. Dies habe er in Telefongesprächen US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt, berichtet die Zeitung «Haaretz».

Auch die Hamas hat einem Bericht der israelischen Zeitung «Jediot Achronot» zufolge Bedingungen für ein Ende der Raketenangriffe auf Israel genannt. Die seit 2007 bestehende Blockade der Enklave durch Israel und Ägypten müsse aufgehoben und die Tötungen von Mitgliedern militanter Palästinensergruppen durch Israel aufhören.

Unterhändler in Kairo?

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Hinter den Kulissen laufen weitere diplomatische Bemühungen, um den Konflikt zu entschärfen.  Nach Medienberichten soll ein israelischer Unterhändler nach Kairo gereist sein, um den Entwurf einer Vereinbarung über ein Ende der Gewalt zu prüfen.

Nach Angaben des Hamas-Sprechers Usama Hamdan war auch Hamas-Chef Chaled Maschaal in der ägyptischen Hauptstadt an den Kontakten für einen Waffenstillstand beteiligt.

Obama will baldiges Kampfende

US-Präsident Barack Obama hat das Selbstverteidigungsrecht Israels in der jüngsten Krise bekräftigt. Kein Land würde es tolerieren, dass immer wieder Raketen auf sein Territorium abgefeuert würden, sagte der Präsident am Rande seines Besuchs in Thailand.

Die USA bemühten sich aber dennoch, den Konflikt ohne weitere Eskalation beizulegen. Bei einer weiteren Zuspitzung sei es umso schwieriger, den Nahost-Friedensprozess zügig wieder in Gang zu setzen. «Lasst uns abwarten, was für Fortschritte wir in den nächsten 24 bis 36 Stunden erzielen können», so Obama. Alle Bemühungen zur Lösung des Konflikts müssten daher mit einem Stopp des Beschusses beginnen, erklärte Obama.

Arabische Solidaritätsbekundung

Die Arabische Liga kündigte einen Solidaritätsbesuch im Gaza-Streifen an. Die Liga kritisierte die Angriffe als «Verbrechen gegen die Menschlichkeit». Libanons Aussenminister Adnan Mansour rief die arabischen Staaten zu einem diplomatischen Boykott Israels auf.

Tunesiens Aussenminister Rafik Abdel Salam stattete Gaza einen Solidaritätsbesuch ab und forderte einen sofortigen Stopp der israelischen Angriffe. Bereits am Freitag hatte Ägyptens Ministerpräsident Hischam Kandil mit einem Kurzbesuch Unterstützung für die Palästinenser demonstriert.

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