International - Gedenkstätten zerfallen – doch Eintritt verlangen wäre pietätlos
Tausende junge Juden aus aller Welt haben auf dem «Marsch der Lebenden» an sechs Millionen europäische Juden erinnert, die von den Nationalsozialisten ermordet worden waren. An den Gedenkstätten nagt derweil der Zahn der Zeit. Und für Sanierungen fehlt oft das Geld.
Gemeinsam mit rund 500 Holocaust-Überlebenden brachen die Jugendlichen zu einem drei Kilometer langen Schweigemarsch zwischen den beiden ehemaligen deutschen Vernichtungslagern Auschwitz und Birkenau auf.
Der diesjährige Marsch erinnert vor allem an die Kinder, die Opfer des Holocaust wurden. Unter den Teilnehmern ist auch der israelische Generalstabschef Benny Gantz. Seit dem ersten Marsch der Lebenden im Jahr 1988 haben sich nach Angaben der Veranstalter mehr als 150'000 Jugendliche beteilgt.
Restaurierung ist kompliziert
Die Gedenkstätten bei den verschiedenen ehemaligen Konzentrationslagern zerfallen aber immer mehr. Eine Restaurierung wird immer komplexer. «Man muss sich vorstellen, dass die Baracken nicht hochqualitative Gebäude sind», sagte SRF-Osteuropakorrespondent Marc Lehmann.
Ein weiteres Problem ist auch die Finanzierung der Gedenkstätten: Der polnische Staat sieht sich nicht mehr allein in der Verantwortung, diese Mahnmale in Stand zu halten. Es gehe ja nicht nur um Auschwitz, so Lehmann weiter.
Die Gedenkstätten können sich nicht selber finanzieren, weil sie keinen Eintritt verlangen. «In Polen hält man es für pietätlos, wenn man aus solchen Orten des Grauens ein Geschäft macht», erklärt Lehman die finanzielle Situation. Man wolle die schreckliche Geschichte allen Menschen zugänglich machen. Auch aus dem Grund, dass der Holocaust nicht in Vergessenheit gerät. Möglichst viele Menschen sollen das sehen können.
Gefahr der Schliessung besteht
Dabei ist der Besucheransturm, zumindest in Auschwitz gewaltig: Rund 1,5 Mio. Menschen besuchen die Gedenkstätte. Das sind 30 Personen alle zwei Minuten.
Wenn demnächst kein Geld fliessen wird, müssen einige Mahnmale laut Korrespondent Lehmann schliessen. Auschwitz-Birkenau wird das kaum treffen. Dieses Konzentrationslager ist zu bekannt und viele Gelegenheits-Touristen besuchen Auschwitz. Zudem ist es nahe bei Krakau gut gelegen, da Krakau selbst eine interessante Stadt ist.
Andere Lager wie Majdanek oder Treblinka könnten Probleme bekommen. Manche Gedenkstätten existieren auch nicht mehr und haben bereits geschlossen.
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