Nach dem gigantischen Erdrutsch vom Wochenende im Sunkoshi-Tal stauen Erdmassen den Bergfluss Sunkoshi. Der entstandene See bedroht die tiefer liegenden Regionen: Er könnte sich plötzlich entleeren und eine Flutwelle auslösen.
Die nepalesische Armee plant nun, den Damm mit mehreren kleinen Sprengungen zu beseitigen. Das Unterfangen ist heikel. Geologen warnen, dass auch durch diese Sprengungen eine Flutwelle ausgelöst werden könnte.
Bislang wurden über 30 Leichen aus den Erd- und Geröllmassen geborgen, teilten die Behörden mit. Mehr als 150 weitere werden noch vermisst. Flussabwärts, in der Region Bihar in Indien, waren aus Angst vor einer Flutwelle bis zum Vortag bereits über 65'000 Menschen evakuiert worden.
Sicherheitskräfte haben die flussabwärts lebenden Menschen aufgefordert, sich in höher gelegene Regionen zu begeben. Die Behörden hatten bereits gestern damit begonnen, Notunterkünfte für Menschen und Kühe zu errichten.
Einzige Verbindung zwischen Nepal und China
Inzwischen haben Helikopter hunderte Touristen aus der Region ausgeflogen. Viele waren zum Bergwandern in Tibet und wollten über die blockierte Strasse, den Arniko Highway in die Hauptstadt Kathmandu zurückfahren. Die einzige Strassenverbindung zwischen Nepal und China gilt als die gefährlichste Bergstrasse in ganz Nepal.
Der überwiegende Teil des Warenaustausches zwischen China und Nepal erfolgt über den Araniko Highway. Täglich werden Güter im Wert von rund 400'000 Dollar transportiert, schreibt die ICIMOD, das Internationalen Zentrum für Integrierte Entwicklung in Bergregionen in Kathmandu. Die Auswirkung des Unterbruchs im Warentransport sind damit bis in den Norden Indiens spürbar. Der Highway ist die einzige Strassenverbindung an der rund 1400 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden Staaten.
Der Erdrutsch ereignete sich flussabwärts unterhalb der Stadt Bahrabise. Der Hang rutschte 1.9 km hinunter und begrub rund zwei Dutzend Häuser. Der Kartenausschnitt zeigt den Araniko Highway und den jetzt aufgestauten Fluss Sunkoshi. Der auf der Karte sichtbare Erdrutsch ereignete sich bereits im Juni 2013. Der aktuelle Hangrutsch riss am gleichen Ort, aber wesentlich breiter das Gelände mit sich, schreibt das ICIMOD.