Seit Tagen steht Hongkong Kopf, weil Tausende Demonstranten auf den Strassen der von China verwalteten Millionenmetropole mehr Demokratie fordern. Nach Zusammenstössen mit der Polizei spüren die vornehmlich jungen Leute nun auch von anderer Seite Widerstand.
Handgreiflichkeiten in Mong Kok
Am Freitag kam es im Stadtteil Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon zu Handgreiflichkeiten zwischen etwa 200 Demonstranten und einer grösseren Gruppe von Gegnern. Es kam zu chaotischen Szenen.
Meist ältere, aufgebrachte Gegner riefen: «Geht nach Hause! Geht nach Hause!» Augenzeugen berichten, einige hätten die Demonstranten auch tätlich angegriffen.
Auch im Stadtteil Causeway Bay gab es Auseinandersetzungen zwischen rund 25 Demonstranten und etwa doppelt so vielen Gegnern.
Wer sind die Gegendemonstranten?
Unklar ist, wer die Gegner sind. Möglicherweise handelt es sich um Geschäftsleute, die verärgert sind über den Stillstand in der Stadt. Einige Demonstranten mutmassten aber, es könne sich auch um angeheuerte Einsatzkräfte handeln, die Unruhe stiften sollten.
Auf politischer Ebene hatte sich zuvor leichte Entspannung abgezeichnet. Obwohl Regierungschef Leung Chun-Ying nicht auf ein Rücktrittsultimatum eingegangen war, blieb es in der Nacht auf Freitag friedlich.
«Offener Dialog»
Die Demonstranten erklärten sich sogar zu Gesprächen mit der Regierung bereit. Die Demonstranten äusserten die Hoffnung auf einen «offenen Dialog». An einem aber wollen sie festhalten: Sie fordern auch weiterhin Leungs Rücktritt.
Die Proteste in Hongkong hatten sich an Beschlüssen des Pekinger Volkskongresses entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber trotzdem eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.
Führung in Peking bleibt hart
Seit der Rückgabe der britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert. Chinas Führung will ungeachtet der Proteste nicht nachgeben. «In grundsätzlichen Fragen gibt es keinen Raum für Kompromisse», schrieb das kommunistische Parteiorgan «Volkszeitung». Wenn die Wahlvorschläge nicht angenommen würden, bleibe es beim alten Verfahren. Danach hatte bisher ein loyal zu Peking stehendes Wahlkomitee den Regierungschef bestimmt.
«Hongkong untersteht direkt der Zentralregierung, ist eine lokal verwaltete Region und nicht ein Land oder eine unabhängige politische Einheit», betonte das Parteiblatt. Es gebe einige Leute, denen das richtige Verständnis dafür fehle. Der Kommentar auf der Titelseite beschrieb die Proteste in Hongkong weiter als «illegale Versammlungen», die die soziale Ordnung unterminierten.