In Ägypten haben die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi das islamische Fest des Fastenbrechens für grosse Protestkundgebungen genutzt. Tausende von Islamisten forderten, Mursi solle wieder in sein Amt eingesetzt werden. Die Menge strömte in festlicher Atmosphäre zu einem Lager der Muslimbrüder im Nordosten der Hauptstadt Kairo.
Mursis Frau Naglaa Mahmud wandte sich unerwartet an die Demonstranten. Sie wurde mit Jubel empfangen. Mursis Frau war zum ersten Mal seit fünf Wochen in der Öffentlichkeit zu sehen. «So Gott will, kehrt er zurück», sagte sie über ihren Ehemann, der vom Militär an einem geheimen Ort festgehalten wird. «Das ägyptische Volk hat bewiesen, dass es islamisch ist», rief sie der Menge zu.
Räumung der Lager erst in einigen Tagen
Mit ihrem Morgengebet vor der städtischen Universität und einer Moschee setzten sich die Mursi-Anhänger über eine Anordnung der Übergangsregierung hinweg, nach der die beiden symbolträchtigen Plätze Rabaa al-Adawija und al-Nahda «umgehend» geräumt werden sollten.
Dort campieren die Islamisten seit einem Monat teils mitsamt ihren Familien und fordern Mursis Wiedereinsetzung. Die Muslimbrüder errichteten am Eingang zu ihrem zentralen Protestlager vor der Rabea-al-Adawija-Moschee eine Betonwand.
Ägyptische Beobachter rechneten wegen der religiösen Feiertage nicht damit, dass die Polizei vor Montag die Protestlager räumen wird. Sollten die Sicherheitskräfte beide Protestlager gewaltsam auflösen, rechnen Beobachter mit einer weiteren Eskalation bis hin zu einem möglichen Bürgerkrieg.
Weltliche und linke Gruppen hatten ebenfalls zu Demonstrationen im ganzen Land aufgerufen. Aus ihrer Sicht setzte das Militär mit Mursis Sturz Anfang Juli den Volkswillen um. Seitdem sind etwa 300 Menschen bei Zusammenstössen ums Leben gekommen.
EU-Vertreter reisen ab
Die Regierung in Kairo hatte am Mittwoch die internationalen Vermittlungsgespräche für gescheitert erklärt. Die Schuld daran wies die Staatsführung den Muslimbrüdern zu, die nun «die Konsequenzen ihrer Gesetzesverstösse und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit» tragen müssten. Vertreter der USA und der EU reisten daraufhin ab.