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International Gewalt eskaliert erneut in Zentralafrikas Hauptstadt

Nach dem Rücktritt von Zentralafrikas Präsident Michel Djotodia sind bei Unruhen in der Hauptstadt Bangui mindestens acht Menschen getötet worden. Derweil hat eine UNO-Organisation mit Rettungsflügen für Ausländer begonnen.

In der Zentralafrikanischen Republik ist die Situation am Wochenende erneut eskaliert. Bei Plünderungen und Schiessereien wurden mindestens acht Menschen getötet, wie das Rote Kreuz und Ärzte ohne Grenzen mitteilten. Es habe «enorme Plünderungen» gegeben, sagte der Landeschef des Roten Kreuzes, Antoine Mbaobogo. Mehr als 100 Menschen seien verletzt worden.

Die Übergriffe richteten sich den Angaben zufolge vor allem gegen Muslime; aus Angehörigen dieser Religion rekrutiert sich vorwiegend die Séléka-Miliz. Sie steht dem abgesetzten Präsidenten und früheren Rebellenführer Michel Djotodia nahe.

Djotodia flüchtet nach Benin

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Djotodia landete am Samstag in Benins Hauptstadt Cotonou. Das Land wurde nach Regierungsangaben von der Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten (ECCAS) darum gebeten, Djotodia aufzunehmen. Dessen Familie lebt schon seit längerem in Benin.

Im südlichen Viertel Bimbo wurde ein Lager früherer Séléka-Kämpfer angegriffen, die in die Armee integriert werden sollen. Laut einem Offizier waren die Angreifer sehr gut bewaffnet. In Bimbo griff eine Gruppe junger Männer eine Moschee an und trug Ziegelsteine und Dachelemente davon.

Französische Truppen und Soldaten der Afrikanischen Union patrouillierten mit gepanzerten Fahrzeugen in den Strassen von Bangui, konnten jedoch die Gewalt nicht stoppen.

Rettungsflüge für Ausländer

Der UNO-Sondergesandte Babacar Gaye mahnte die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. Eine Hilfsorganisation begann am Samstag damit, tausende Ausländer auszufliegen.

Die Internationalen Organisation für Migration (IOM) teilte mit, sie sei von mehreren afrikanischen Staaten gebeten worden, ihre Staatsbürger aus dem Krisengebiet auszufliegen. Dazu gehören Niger, Mali, der Sudan und die Demokratische Republik Kongo. Zunächst konnten 800 Tschader das Land verlassen.

Schwere Aufgabe für neuen Staatschef

Am Freitag hatten Präsident Djotodia und sein Ministerpräsident Nicolas Tiengaye unter dem Druck der Nachbarstaaten ihren Rücktritt eingereicht. Insbesondere der einflussreiche Präsident des Tschad, Idriss Déby Itno, warf ihnen vor, die Gewalt nicht in den Griff zu bekommen.

Tschadische Soldaten der Afrikanischen Union patrouillieren in Wouango.
Legende: Soldaten patrouillieren zwar in den Strassen von Bangui – sie konnten die Gewalt aber nicht stoppen. Reuters

Er hatte Djotodia, sowie das gesamte Parlament zu Verhandlungen nach N'Djamena einbestellt. Die Abgeordneten kehrten am Samstag nach Bangui zurück. Das Übergangsparlament soll Anfang der Woche einen neuen Staatschef wählen.

Dieser steht vor der schweren Aufgabe, das gespaltene Land zu befrieden. Es müsse jemand sein, der in der Lage sei, «die Zentralafrikaner zu vereinen», die Sicherheit wiederherzustellen und freie Wahlen zu organisieren, sagte die Vize-Präsidentin des Parlaments, Koyassoum Doumta. Die Wahlen sollen spätestens Anfang 2015 anberaumt werden.

Spirale der Gewalt

Das multikonfessionelle Land im Herzen Afrikas war nach der Absetzung von Präsident François Bozizé im März 2013 durch das Rebellenbündnis Séléka in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen gestürzt.

Bei den Kämpfen der vergangenen Wochen wurden mehr als tausend Menschen getötet, hunderttausende Menschen flohen vor der Gewalt. Auch zehntausende Immigranten aus dem Tschad verliessen das Land. Etwa 2,2 Millionen Menschen, also die Hälfte der Bevölkerung im Land, brauchen nach Angaben der Vereinten Nationen (UNO) humanitäre Hilfe.

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