Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat bleibt in Europa für die nächsten 18 Monate zugelassen. Einen Tag vor Ablauf der geltenden Zulassung am Monatsende hat die EU-Kommission die weitere Verwendung im Alleingang genehmigt.
Bis spätestens Ende 2017 soll die europäische Chemikalienagentur Echa ihre Bewertung vorlegen. Auf dieser Grundlage soll dann erneut entschieden werden. Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen.
Verantwortung nicht übernommen
Die EU-Kommission hatte eigentlich darauf gepocht, dass die EU-Staaten über die Zukunft des weit verbreiteten Unkrautvernichters entscheiden. Doch unter nationalen Vertretern war über Monate hinweg nicht die nötige Mehrheit für eine Verlängerung der aktuellen Genehmigung oder eine Neuzulassung zustande gekommen. «Die Mitgliedsstaaten waren nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen», sagte ein Sprecher der Kommission.
Gegner und Befürworter unzufrieden
Unzufrieden äusserte sich auch Graeme Taylor vom europäischen Branchenverband ECPA, der grosse agrochemische Unternehmen vertritt: «Wir sind offen gesagt enttäuscht: Nachdem die EU-Kommission ursprünglich eine Neuzulassung für 15 Jahre vorgeschlagen hatte, bleibt uns jetzt nur eine 18-monatige Verlängerung.» Dabei lägen bereits 3500 Studien und 90'000 Seiten an Beweisen zu Glyphosat vor.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) beklagte seinerseits, die EU-Kommission und die Vertreter der meisten EU-Staaten hätten sich «offenkundig von den Interessen der Agrarindustrie leiten lassen». Bis zum Beweis der Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt habe Glyphosat verboten werden sollen, forderte der Nabu-Bundesgeschäftsführer.
Bericht verlangt
Glyphosat ist weltweit und auch in der Schweiz das am weitesten verbreitete Herbizid. Zu Glyphosat-Rückständen in Lebensmitteln sind in der Schweiz allerdings noch keine Kontrollen durchgeführt worden.
Dies soll sich aber ändern: Der Nationalrat hat vor rund zwei Wochen den Bundesrat mit 106 zu 72 Stimmen damit beauftragt, einen entsprechenden Bericht darüber zu verfassen.