Grossbritannien will Geldwäschern und Kriminellen den Weg zum Immobilienmarkt versperren. Sie sollen sich künftig nicht mehr hinter einer Strohfirma mit Sitz im Ausland verstecken können, wenn sie ein Haus in London kaufen, wie Premierminister David Cameron ankündigte.
«Wir wissen, dass einige Luxusimmobilien, besonders in London, von Ausländern über anonyme Strohfirmen erworben wurden, einige davon mit gestohlenem oder gewaschenen Geld», sagte Cameron bei einem Besuch in Singapur. «Es gibt keinen Platz für Schwarzgeld in Grossbritannien.»
Vieles ist politische Kosmetik und Kalkül.
Liste mit ausländische Firmen
Nach Camerons Angaben gehören Immobilien im Wert von 122 Milliarden Pfund (rund 182 Milliarden Franken) ausländischen Firmenhüllen. Nun soll ein Register mit Details zu diesen Firmen aufgebaut werden.
Eine solche Firmenliste werde nicht sehr viel zum Abbau des Missbrauchs beitragen, sagt SRF-Grossbritannien-Korrespondent Martin Alioth. Der wahre Eigentümer dieser verschachtelten Strohfirmen sei hinter zahlreichen Schleiern verborgen. Um ihn zu entlarven, bedürfe es der Kooperation der britisch kontrollierten Steueroasen in der Karibik und im Ärmelkanal. «Doch die weigern sich standhaft gegen eine solche Transparenz.»
Alles nur politisches Kalkül?
Vieles sei zudem politische Taktik der britischen Regierung, so Alioth. Finanzminister George Osborne betreibt zurzeit einen dramatischen Sozialabbau. Nun wolle er beweisen, dass er auch die Reichen schröpfe.
Bereits eingeführt hat Osborne eine neue Steuer auf Immobilien im Besitz von ausländischen Firmen. Diese warf im vergangenen Jahr ein Mehrfaches des erwarteten Betrags ab. Das widerspiegle das Ausmass dieses Immobilienbesitzes, sagt Alioth.
Hier fahren Männer aus den Golfstaaten in vergoldeten Lamborghinis um den Häuserblock.
80 Prozent dieser Häuser liegen in den relativ kleinen Londoner Gegenden von Westminster, Kensington und Chelsea. «Gegenden, in denen junge Männer aus den Golfstaaten in diamantenbesetzten oder vergoldeten Lamborghinis um den Block rasen», so Alioth.
Häuserkauf mit Staatsgeldern
Häuser und Wohnungen in London gehören zu den teuersten weltweit. Ausländer können vergleichsweise einfach Wohnimmobilien erwerben. Das macht Londoner Häuser zu einem beliebten Objekt, um Schwarzgeld wertstabil zu verstecken. Gewisse Kritiker nennen London den weltweit grössten Geldwaschautomaten.
So kaufte etwa Saadi Gaddafi, Sohn des libyschen Ex-Machthabers Muammar Gaddafi, eine Villa in London im Wert von zehn Millionen Pfund mit gestohlenem Geld aus der Staatskasse, wie ein britisches Gericht 2012 feststellte.