Grossbritanniens Arbeitgeberverband CBI hat sich entschieden für einen Verbleib des Landes in der EU eingesetzt. «Der gemeinsame Markt ist für unsere Zukunft unabdingbar», erklärte Verbandschef John Cridland vor Beginn der CBI-Jahreskonferenz am Montag.
SRF-Grossbritannien-Korrespondent Martin Alioth sagt dazu: «Der politische Diskurs in Grossbritannien ist verzerrt durch die steigenden Erfolge der komplett anti-europäischen ukip-Partei in Meinungsumfragen und weniger bedeutenden Wahlgängen.» Deshalb sei es bemerkenswert, dass der Arbeitgeberverband dieses Bekenntnis ins Zentrum seiner Jahrestagung stellt.
Jedem britischen Haushalt bringe die EU-Mitgliedschaft jährlich 3000 Pfund (4360 Fr.) ein, hielt der Arbeitgeberverband fest. «Nur ein Zehntel davon werde wieder zurücküberwiesen in Form von Beiträgen an die EU, sagte der Arbeitgeberverband», ergänzt Alioth. «Daraus resultiert ein grosser Nettogewinn. 60 Prozent der auf dem Finanzplatz London vertretenen Finanzhäuser sind wegen des europäischen Binnenmarktes in London. Das wäre natürlich bedroht, sollte Grossbritannien sich aus der EU zurückziehen.»
Reform der EU gefordert
Gleichzeitig sprach sich der Arbeitgeberpräsident für eine Reformierung der EU aus. Um Europas Wirtschaftswachstum anzukurbeln und mehr Jobs zu schaffen, müsse sie sich «mehr öffnen und wettbewerbsfähiger werden». Vor allem auf dem Gebiet der Arbeitsbestimmungen müssten ihre Kompetenzen beschnitten werden, forderte er.
Der CBI ist der grösste Arbeitgeberverband Grossbritanniens, er vertritt rund 240'000 Unternehmen. In einer CBI-Umfrage sprachen sich 78 Prozent der Firmen für einen Verbleib in der EU aus, zehn Prozent befürworteten einen Austritt Grossbritanniens.
Abstimmung über Verbleib in der EU
Angesichts der weit verbreiteten EU-Skepsis in Grossbritannien hat Premierminister David Cameron seinen Landsleuten für 2017 ein Referendum über den Verbleib in der EU zugesagt. Zuvor will Cameron aber noch eine Verschlankung der Gemeinschaft erreichen und Kompetenzen nach London zurückholen.