Die finnische Regierung will einen neuen Atomreaktor im Norden des Landes bauen. Dies veranlasst die Grünen dazu, aus der Koalition auszutreten. Die Regierung hat entschieden, die neuerliche Bewerbung des finnisch-russischen Konzerns Fennovoima anzunehmen.
Die Bewilligung für das 1200-Megawatt-Kraftwerk muss noch vom Parlament abgesegnet werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass das Vorhaben durchkommt, denn die meisten Parlamentarier der vier grössten Parteien des Landes werden das Projekt wohl unterstützen.
Erneute Zustimmung nötig
2010 hatte Fennovoima grünes Licht für den Bau der Anlage erhalten. Die Änderungen im Plan bezüglich Reaktorgrösse und Zulieferer bedingten jedoch einer erneuten Zustimmung.
Die Grüne Partei werde von der Koalition zurücktreten, sagte der Parteichef und Umweltminister Ville Niinisto. Das Ausscheiden der zehn grünen Parlamentarier würde die regierende Koalition mit einer knappen Mehrheit im Parlament zurücklassen.
Die Regierung hätte auch über eine verlängerte Bewilligung für das Kraftwerk Olkiluoto des Konzerns Leollisuuden Voima beschliessen sollen. Doch die Entscheidung wurde nach einem Antrag des zweitgrössten Koalitionspartners, der Sozialdemokraten, vertagt, erklärte der finnische Wirtschaftsminister Jan Vapaavuori.
Knackpunkt Russland
Das Fennovoima-Kraftwerk, das der russischen Rosatom und rund 40 finnischen Unternehmen wie Outokumpu gehört, soll 2024 in Betrieb genommen werden. Die Regierung verlangt, dass Fennovoima seinen finnischen Besitzeranteil bis nächsten Sommer auf mindestens 60 Prozent erhöht. Derzeit gehören 52 Prozent finnischen Unternehmen.
Diese russische Beteiligung habe zu grossen Debatten geführt, sagt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. Gleichzeitig stehe Finnland wirtschaftlich stark unter Druck. Daher möchte das Land seine Beziehung zu Russland nicht weiter belasten. Das Kernkraftwerk mit russischer Beteiligung soll also zumindest einen Teil der finnisch-russischen Handelsbeziehungen, die unter der Ukraine-Krise gelitten haben, retten.
Das Projekt soll zwischen vier und sechs Milliarden Euro kosten. Bisher haben sich mehrere Investoren zurückgezogen. Auch die Krise in der Ukraine hat die Suche nach neuen Investoren weiter erschwert.