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International Güterzug rollt führerlos in kanadischen Ort und explodiert

In einer Kleinstadt in der Provinz Québec ist ein Güterzug mit Rohöl entgleist und explodiert. Medienberichten zufolge lösten sich die Güter-Waggons von der Lok und setzten sich von allein in Bewegung. Durch die Wucht der Detonation starben 13 Menschen.

Fast zwei Tage nach der Explosion eines Güterzugs in der kanadischen Provinz Québec ist der dadurch verursachte Grossbrand gelöscht. Dies teilte der Chef der örtlichen Feuerwehr mit. Bei der Explosion sind mindestens 13 Personen ums Leben gekommen. Dutzende werden noch vermisst, wie die Polizei mitteilt.

Die Explosion hatte das Zentrum der Kleinstadt Lac-Mégantic mit 6000 Einwohnern in ein Inferno verwandelt. «Innerhalb einer Minute stand das ganze Ortszentrum in Flammen», sagte ein Augenzeuge.

Das Unglück ereignete sich am Samstag gegen 01.00 Uhr Ortszeit. Nach Angaben der Eisenbahngesellschaft hatte ein Angestellter den Zug in einiger Entfernung zu der Kleinstadt abgestellt. Er habe bei allen Lokomotiven sowie in mehreren Waggons die Bremsen gezogen.

Warum sich der Zug dennoch führerlos in Bewegung setzte, war zunächst unklar. Er bestand aus fünf Lokomotiven und 72 Waggons, von denen vier in einem riesigen Feuerball explodierten. Die Bahnbetreiber, die Muttergesellschaft Rail World mit Sitz in den USA und ihre Tochter Montreal, Maine and Atlantic Railway, können sich die Unfallursache bisher nicht erklären. Es gebe zahlreiche Sicherungssysteme für Bremsen und Kuppelungen.

Schwierige Rettungsarbeiten

Im Zentrum der Kleinstadt, die etwa 15 Kilometer von der Grenze zur USA entfernt ist, hielten sich viele Menschen auf. Sie waren in der Nacht zum Samstag im Ausgang. Das Feuer zerstörte ein Musiklokal und mehrere Geschäfte. Die Rettungskräfte konnten über Stunden wegen Explosionsgefahr nicht in alle Teile der Stadt vordringen. 2000 Einwohner wurden in Sicherheit gebracht.

«Wenn man die Schäden sieht, weiss man nicht, wie man das überstehen soll», sagte die Bürgermeisterin. «Aber ich kann sagen, dass alle Beteiligten sehr geholfen haben. Wir haben alles Menschenmögliche getan.»

Umweltverschmutzung befürchtet

Der Zug hatte Rohöl aus dem US-Staat North Dakota geladen. Die Behörden befürchten nun grössere Umweltschäden. Bislang seien rund 100'000 Liter Rohöl aus den Tankwaggons in die Chaudière, einen Nebenfluss des grossen Sankt-Lorenz-Stroms geflossen, sagte der Sprecher des Umweltministeriums in Québec.

Der Ölteppich drohe noch am Sonntagabend den Sankt-Lorenz-Strom zu erreichen. «Alle Ressourcen» würden eingesetzt, um dies so gut wie möglich zu verhindern, sagte Ministeriumssprecher Yves François Blanchet der Nachrichtenagentur AFP.

Diskussion um Pipelines angeheizt

Weil im Westen der USA und Kanada viel Öl gefördert wird und Pipelines ausgelastet sind, wird immer mehr Öl über die Schiene transportiert.

Das Unglück dürfte die Debatte über die geplante Pipeline Keystone XL wieder aufkommen lassen. Mit dem Projekt der TransCanada soll Öl von der kanadischen Provinz Alberta nach Texas befördert werden. Befürworter argumentieren, dieser Transport sei sicherer als über die Schiene. Umweltschützer lehnen das Projekt ab.

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