Unbesiegbar. Als das galt Hillary Clinton parteiintern schon vor acht Jahren, bis sie vom jungen, charismatischen Senator Obama überflügelt wurde. Auf die Frage, warum sie das letzte Mal verloren hatte, sagte sie letzten Juni im Interview mit dem Fernsehsender ABC. «Als so gut bekannte Kandidatin habe ich nie gesagt, dass ich nichts für selbstverständlich nehme. Ich muss jede Stimme verdienen.»
Dass sie diesen Fehler nicht wiederholen will, zeigt Hillary Clinton im Video, in dem sie ihre Präsidentschaftskandidatur bekannt gibt. Sie kommt erst am Schluss vor, und sie sagt: «Also mache ich mich auf den Weg, um eure Stimme zu erhalten, und ich hoffe, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet.» Die Reise führt zuerst in die Bundesstaaten Iowa und New Hampshire, wo Anfang nächstes Jahr die ersten Vorwahlen stattfinden.
Einen historischen Akt begehen
Clintons grösster Vorteil ist auch ihr grösstes Handicap: Alle kennen sie. Das macht es schwieriger für sie, Menschen zu überraschen, sie zu begeistern. Vor allem junge und Wechselwähler. Eines motiviert aber nach wie vor viele auf der demokratischen Seite. Es ist die Möglichkeit, erstmals eine Frau ins Präsidentenamt wählen zu können. Allgemein wird erwartet, dass sie diesen Punkt in diesem Wahlkampf stärker unterstreichen wird als im letzten. Vor gut einem Monat sagte sie in einer Rede vor der Frauenorganisation Emily's List: «Wollt ihr nicht eines Tages eine Frau als Präsidentin der USA?» Clinton wird auch Themen vorbringen, die Frauen ein Anliegen sind, wie etwa Mutter- und Vaterschaftsurlaub sowie gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Ihr Videofilm macht einen Hinweis auf die wachsende Kluft zwischen Reich und Arm in den USA, das dürfte sie zum Wahlkampfthema machen. Politisch ist das nicht mehr so riskant wie vor acht Jahren, als es von Mitte-Demokraten als Klassenkampf-Rhetorik abgetan wurde.
Trotzdem ist es ein Zugeständnis an den linken Flügel der Partei, der Clinton mit Argusaugen beobachtet. Der linke Demokrat Bill de Blasio, Bürgermeister von New York, sagte etwa, er wolle zuerst Clintons Wirtschaftsprogramm sehen, bevor er ihre Kandidatur unterstütze.
Ob sie Präsidentin wird, ist offen
Es wird ein langer und anstrengender Wahlmarathon, auch für die kampferprobte Hillary Clinton. So sicher der innerparteiliche Sieg ist, so ungewiss sind ihre Aussichten, im November nächsten Jahres gewählt zu werden. Sie wird Stimmen der lateinamerikanisch-stämmigen Bevölkerung in den USA gewinnen müssen sowie jene der Schwarzen, die vor acht Jahren Obama wählten. Und sie wird den Teil der weissen Mittelschicht, der sich von der demokratischen Partei abgewandt hat, zurückerobern müssen. Nur so kann sie den Republikaner, der gegen sie antreten wird, schlagen.
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Bild 1 von 10. Hillary Clinton will es nochmals wissen. Die Präsidentschaftswahl 2008 verlor die heute 67-Jährige gegen Barack Obama. Nun hat sie Ihre Kandidatur für die Wahl 2016 bekannt gegeben. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 10. Hillary Clinton liess sich während den beiden Amtszeiten ihres Mannes Bill nicht in die Rolle eines Hausmütterchens pressen. An der erfolgreichen Präsidentschaftswahl 1993 hatte auch sie einen massgeblichen Anteil. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 10. Noch im ersten Präsidentschaftsjahr ihres Mannes übernahm sie den Vorsitz einer Task Force, welche Vorschläge zur Reform des US-Gesundheitssystem unterbreitete. Diese Reformideen wurden allerdings abgelehnt. Seit 1997 sind dank Hillary Clinton auch die Kinder versichert, deren Eltern keine Krankenkassen sich leisten können. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 10. Die Affäre um Monica Lewinsky wird auch die aktuelle Präsidentschaftswahl belasten. Hillary Clinton hat mit der Nebenbuhlerin erstmals in ihrer 2003 erschienen Autobiography öffentlich abgerechnet. 2013 bezeichnete sie die ehemalige Praktikantin als «selbstverliebte Witzfigur». Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 10. Ihre einzige Tochter, Chelsea, entwickelte sich in den beiden Amtsperioden von Bill Clinton zur jungen Frau. Chelsea arbeitet heute für einen Hedgefonds und hat letztes Jahr ein Kind zur Welt gebracht: . Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 10. Ein Mädchen: Charlotte. Das lange herbeigesehnte Enkelkind kam im September 2014 auf die Welt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. 2008 war Hillary Clintons erster Versuch, in das Präsidentschaftsrennen einzusteigen. Zuvor galt es, die Delegierten der Demokraten in den einzelnen Bundesstaaten für sich zu gewinnen. Zu Beginn galt Hillary als Spitzenkandidatin. Ihrem Konkurrenten Barack Obama wurde höchstens ein Achtungserfolg zugetraut. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 10. Und obwohl sie grosse Siege in den Vorwahlen einheimste, unter anderem in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Kalifornien und Florida, reichte es schlussendlich nicht. Die Mehrheit der Delegierten wählten Barack Obama zu ihrem Kandidaten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 10. Barack Obama ernannte seine heftigste Widersacherin zur Aussenministerin. Ihre Bilanz ist durchwachsen. Selber gestand sie Fehler ein. In Erinnerung bleibt aber die Zahl 112. So viele Länder bereiste sie in ihrer Zeit als Aussenministerin. Ein Rekord. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 10. Gut in Erinnerung bleibt ihr Auftritt im Januar 1998 in Luzern. Ihr Mann besuchte damals das WEF in Davos, derweil die First Lady das Kinderparlament besuchte. Dabei hält sie einen Plüschaffen in der Hand – Reden durfte nur, wer den Affen in der Hand hielt. Vielleicht wird sie ja diesen Brauch dereinst im Kongress einführen. Bildquelle: Reuters.