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Hitlers Geburtshaus in Braunau, Autos davor parkiert.
Legende: Wäre an der Stelle von Hitlers Geburtshaus ein leerer Platz, hiesse das nicht, dass der Ort keine Pilger anzieht. Keystone

International Hitlerhaus: Abriss schützt vor Pilgern nicht

Was tun mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau in Oberösterreich? Das Gebäude steht seit fünf Jahren leer. Abreissen!, schlägt Innenminister Wolfgang Sobotka vor. Für Denkmalschützer Spiegelfeld kommt das nicht in Frage.

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Georg Spiegelfeld leitet die Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege in Oberösterreich.

SRF News: Weshalb setzen Sie sich für den Erhalt des Hitlerhauses und gegen einen Abriss ein?

Georg Spiegelfeld: Das Haus steht unter Denkmalschutz. Es kann nichts dafür, was in ihm geschehen ist. Aber gegen einen Abriss spricht vor allem, dass man nicht von seiner Geschichte – der Nazizeit – davonlaufen kann. Es ist das Geburtshaus Adolf Hitlers. Diese Geschichte kann man nicht verstecken oder verbergen; zu der muss man sich bekennen, und man muss sie aufarbeiten.

Was soll, wenn es nach Ihnen geht, mit dem Haus geschehen?

Das Haus soll sauber restauriert werden, so dass es in einem ordentlichen Zustand ist. Denn es ist eins der bedeutendsten Biedermeier-Häuser von Braunau. Natürlich wäre eine soziale Verwendung gut. Es könnte aber genauso – und das hat ja auch die Expertenkommission gesagt – von einer Behörde genutzt werden. Ich finde es auch richtig, dass man nicht unbedingt das 86. Museum macht. Denn ein Museum zieht immer eine Aufmerksamkeit auf sich, die man diesem Haus vielleicht gar nicht geben will. Und es kann auch passieren, dass ein Museum schlecht gemacht ist. Wir haben viele Gedenkstätten, an denen die Geschichte gut aufgearbeitet wird.

Geht es Ihnen auch darum, dass der Ort nicht zur Pilgerstätte für Neonazis wird?

Das ist der wichtigste Punkt. Aber ehrlich gesagt, wenn dort ein Abriss stattfindet und eine Baulücke klafft, dann ist das quasi ein Aufruf zur Pilgerstätte. Ich kenne genug Pilgeranlässe, die auf Asphaltflächen stattfinden. Genau das soll man nicht machen. Es zeugt von einem schlechten Gewissen und einem Nichtbereitsein, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Wenn wir das tun, werden Fehler wiederholt werden.

Aus den Augen, aus dem Sinn – ist das etwas typisch Österreichisches?

Das ist nicht typisch österreichisch, sondern typisch menschlich. Es ist der leichtere Weg. Aber ich glaube, dass man hier einen anständigen Weg gehen muss, um sich mit seiner Geschichte und seinen Fehlern auseinanderzusetzen. Davor braucht man sich nicht zu fürchten, denn zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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