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International Hitzewellen sind die heimlichen Mörder in Australien

Nicht nur die Waldbrände fordern Opfer. Auch die Hitze an sich bringt Menschen in Australien in Gefahr. Es trifft die Armen, die sich den Strom für eine Klimaanlage nicht leisten können. Abhilfe könnte durch bessere Koordination geschaffen werden. Doch dies bedingt ein Umdenken in der Politik.

Der Regen war ein Segen. Zwar war er nur schwach, doch er brachte auch eine Abkühlung. In der Nacht auf Montag gelang es den Feuerwehren in den Bundesstaaten New South Wales und Victoria, mehrere Buschbrände einzudämmen oder zu löschen. Es war eine willkommene Beruhigung für Tausende von Einsatzkräften, die bis zur Erschöpfung arbeiten müssen.

Häufig Temperaturen über 40 Grad

Ein Mann badet in einem Brunnen in Sydney
Legende: 42 Grad: Abkühlung in einem Brunnen in Sydney. Keystone

Doch von einer Beruhigung der Situation will niemand sprechen. Denn das Grundproblem bleibt. Die Temperaturen werden immer höher. In den letzten Tagen lag das Thermometer in praktisch allen Städten Südostaustraliens regelmäßig über 40 Grad. Das war früher eine Ausnahme, heute ist es scheinbar Normalität. Für Wissenschaftler ist der Klimawandel ohne Zweifel ein wesentlicher Grund für die immer häufiger und intensiver werdenden Hitzeperioden. Hitze, die Menschen tötet.

Während Hitzewellen kommen mehr Menschen um als in allen anderen Naturkatastrophen zusammen, sagt Emma King, Vorsitzende des Sozialkonzils des Bundesstaates Victoria. Hitze sei der «stille Killer» Australiens. Hunderte von Menschen kämen mit den hohen Temperaturen nicht zurecht – mit fatalen Folgen.

Ärzte und Spitäler bestätigen die Aussage. Vor allem ältere oder gebrechliche Menschen sind gefährdet. Sie können sich vor den Temperaturen zu wenig schützen, sie trinken zu wenig. Manchmal seien sie schlicht auch zu arm, um sich den Strom für den Betrieb einer Klimaanlage leisten zu können. Und für eine Flucht ins klimatisierte Einkaufszentrum sind sie zu schwach.

Zentrale Koordinationsstelle gefordert

Wenn es auch bei Hitzewellen eine zentrale Koordinationsstelle gäbe, würde das Leben retten, sagt die Ärztin Diana Edgerton-Warburton. Fachleute wie sie fordern von den Regierungen schon seit langem, Hitzewellen eine ähnlich hohe Bedeutung einzuräumen wie Waldbränden. Brennt es, arbeiten von Gesetzes wegen alle relevanten Behörden und Departemente zusammen – koordiniert, fokussiert. Bei Hitzewellen dagegen liegt die Verantwortung hauptsächlich bei den Gemeinden.

Dass sich das bald ändern wird, ist zweifelhaft. Denn dazu müsste die australische Bundesregierung unter Premierminister Tony Abbott eingestehen, dass der Kontinent immer häufiger, immer heftiger unter hohen Temperaturen leidet. Und zugeben, dass Klimawandel – laut Wissenschaftlern – zumindest mit dazu beiträgt, wenn nicht gar der Grund ist. Doch das wird von Abbott, einem bekennenden Klimawandelskeptiker, vehement bestritten.

Auch Feuer, seien nun mal «Teil des australischen Erlebnisses», wie er meinte, als im letzten Oktober westlich von Sydney einer der grössten Waldbrände der jüngeren Geschichte tobte.

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