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International Hoeness sorgt für Schlagzeilen – und Enttäuschung

Uli Hoeness beschäftigt die deutschen Medien fast jedes Wochenende. Für einmal tut er das nicht als Präsident des FC Bayern München sondern als Steuerhinterzieher. Die Schlagzeilen sind gross, die Enttäuschung ist noch grösser.

Wenn jemand in Deutschland von «Uli» redet, dann weiss jeder und jede, wer gemeint ist: Der Mann, der als Fussballspieler von Bayern München in den 70er-Jahren drei Mal die heutige Champions League gewonnen hat. Der mit Deutschland Welt- und Europameister wurde. Vor allem aber der Mann, der als Manager und später Präsident den FC Bayern seit Jahrzehnten mit enormem Erfolg führt.

Ich weiss, dass das doof ist, aber ich zahle volle Steuern.

Hoeness sagt nichts

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Uli Hoeness hat die Ermittlungen bestätigt, äussert sich aber nicht. «Ich darf im Moment nichts sagen», sagte er der «Süddeutschen Zeitung» unter Verweis auf das laufende Verfahren.

Er droht mit juristischen Schritten. «Gegen die Exzesse in einigen Berichterstattungen werde ich mich anwaltschaftlich zur Wehr setzen», sagte er im «Münchner Merkur».

Uli Hoeness ist aber mehr als Fussball und auch das ist weitherum bekannt: Er ist erfolgreicher Unternehmer, er gilt als einer, der viel Geld für soziale Zwecke spendet. Sein Freund Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete ihn kürzlich als «Vater Theresa».

Vor allem ist Uli Hoeness einer, der Stellung bezieht. Er redet in Talk Shows und Vorträgen immer wieder über Politik, konservativ aber sozial. Er spricht über Dinge wie Steuerpolitik und Gerechtigkeit. Er wendet sich gegen hohe Steuern, weil die Reichen damit aus dem Land vertrieben würden und er äussert Sätze wie: «Ich weiss, dass das doof ist, aber ich zahle volle Steuern.»

Hat er offenbar nicht getan. Jedenfalls ist jetzt bekannt geworden, dass er sich selber angezeigt hat, weil er unversteuertes Geld in der Schweiz besitzt. Auf der «Reserve-Bank», wie die «Bild»-Zeitung hämisch kommentiert. Unter dem Titel «Uli, du Tor».

Hoeness hoffte auf Abkommen mit der Schweiz

Wie viel Geld er nicht versteuert hat, ist noch nicht bekannt. Hoeness lässt nur verlauten, er habe auf das Steuerabkommen mit der Schweiz gehofft, welches Hinterzieher nach hohen Geldabzügen straffrei und anonym gelassen hätte. Nachdem das Abkommen gescheitert war, hat er sich im Januar offenbar entschlossen, sich den Steuerbehörden gegenüber zu outen.

Ob er jetzt mit einer schweren Strafe zu rechnen hat, hängt davon ab, ob gegen ihn bereits untersucht wurde, als er sich erklärte, oder ob er das noch rechtzeitig vorher tat. Auch das ist noch nicht bekannt.

Klar ist nur zweierlei: Zum einen, dass die Gegner des Steuerabkommens mit der Schweiz sich einmal mehr bestätigt fühlen. «Ohne unseren Widerstand wären Leute wie Hoeness unentdeckt davongeschlichen», triumphieren Sozialdemokraten und Grüne. Und: Aus einem grossen Rollen-Vorbild wird zum Schrecken der deutschen Öffentlichkeit ein Probemfall. Der Säulenheilige Uli Hoeness mutiert zum Straftäter.

srf/fref/weis

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