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Demonstranten
Legende: Die Demonstranten fordern freies Wahlrecht – eine Kampfansage an den Machtanspruch der kommunistischen Pekinger Führung. Keystone

International Hongkong: Protestmarsch für echte Demokratie

Mit der grössten Demonstration seit einem Jahrzehnt haben die Hongkonger von Peking mehr Demokratie für die chinesische Sonderverwaltungsregion gefordert. Rund eine halbe Million Menschen gingen auf die Strasse.

Es ist der grösste Protestmarsch in Hongkong seit einem Jahrzehnt: Rund eine halbe Million Personen forderten freies Wahlrecht. Regierungschef Leung Chun-ying warnte vor Chaos. «Wir sollten alles vermeiden, was Hongkongs Stabilität und Wohlstand untergraben könnte», sagte Leung.

In versöhnlichen Tönen versprach der Regierungschef den sieben Millionen Hongkongern, «unser Möglichstes zu tun», um Konsens über die umstrittene Wahlreform herzustellen. Die Stimmung ist aufgeheizt, weil die kommunistische Führung in Peking zwar 2017 erstmals eine Direktwahl des Regierungschefs von Hongkong zulassen, aber weiter die Auswahl der Kandidaten kontrollieren will.

Grosses Sicherheitsaufgebot

Der Marsch führte vom Victoria-Park in den Finanzdistrikt Central. Mit 4000 Beamten hatte die Polizei das grösste Aufgebot seit den Ausschreitungen 2005 bei der Konferenz der Welthandelsorganisation (WTO) in dem asiatischen Finanz- und Handelszentrum mobilisiert.

Die Demonstranten protestierten auch gegen ein jüngstes Weissbuch, mit dem die Pekinger Führung ihre Kontrolle über die Sonderverwaltungsregion bekräftigt und Vaterlandsliebe der Hongkonger eingefordert hatte.

Auf Plakaten forderten Demonstranten «Hände weg von Hongkong». «Die Leute sind äusserst verärgert und glauben, dass sich ihre Rechte seit der Rückgabe 1997 verschlechtert haben», sagte der Abgeordnete Albert Chan von der oppositionellen People Power Partei. «Sie sind gekommen, um ihre Besorgnis zum Ausdruck zu

bringen und fordern so schnell wie möglich ein freies Wahlrecht.»

Inoffizielles Referendum

Die Grossdemonstration erfolgt nur zwei Tage nach dem Ende eines inoffiziellen Referendums, in dem fast 800'000 Hongkonger oder ein Fünftel der Wahlberechtigten mehr Demokratie und eine öffentliche Nominierung der Kandidaten für die Wahl zum Regierungschef gefordert hatten.

88 Prozent der Teilnehmer forderten das – nicht frei gewählte – Hongkonger Parlament auf, jede Wahlreform abzulehnen, die nicht internationalen Demokratie-Standards entspreche. Peking verurteilte das Votum als «illegal und ungültig».

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