- Erdbeben nahe Quito fordert 350 Tote
- Mehr als 2500 werden verletzt
- Regierung entsendet 10'000 Soldaten in Erdbebengebiete
- Tsunami-Warnung wieder aufgehoben
Nach dem schweren Erdbeben in Ecuador ist die Zahl der Todesopfer auf 350 gestiegen. Das teilte der ecuadorianische Sicherheitsminister mit. Mindestens 2527 Personen seien verletzt worden, gab Präsident Rafael Correa zuvor bekannt.
Tausende Soldaten im Einsatz
Am späten Samstagabend hatte ein Erdbeben der Stärke 7,8 die westliche Provinz Esmeraldas erschüttert. Es handle sich um das schwerste Erdbeben in Ecuador seit 1979. Die Regierung hatte den Ausnahmezustand für mehrere Regionen des Landes ausgerufen. Die Regierung entsendet etwa 10'000 Soldaten und 3500 Polizisten zum Einsatz in die Erdbebengebiete.
Die Erschütterungen waren auch in der Hauptstadt Quito zu spüren. Anwohner rannten in Panik auf die Strassen. Teilweise fielen Strom und das Telefonnetz aus. In der Hauptstadt wurden Gebäude beschädigt. Alle öffentlichen Veranstaltungen wurden abgesagt.
«Als ginge die Welt unter»
«Es war, als ginge die Welt unter. Häuser krachten zusammen, Lichter gingen aus, die Menschen sind vollständig verzweifelt, unter den Trümmern liegen Verschüttete», berichtete eine Augenzeugin aus Manta.
Eine 60-jährige Frau erlebte das Beben in Quito, wo Lichtmasten und Kabel hin- und herschwankten. «Mein Gott! Das war das schlimmste Erdbeben in meinem ganzen Leben. Es dauerte eine ganze Weile. Mir war schwindlig, ich wollte auf die Strasse rennen, aber ich konnte nicht – zu sehr drehte sich mir der Kopf», sagte sie.
Eine in Guayaquil lebende Frau war im Auto unterwegs, als die Erde zu beben begann. «Ich hatte grosse Angst, dass die stark schwankenden Stromkabel oder Strassenleuchten auf mein Fahrzeug stürzen würden», sagte sie. «Wenig später ging in der ganzen Stadt das Licht aus. Mein Auto bewegte sich, als werde es mit starker Hand von aussen ferngesteuert.»
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte lag das Zentrum des Bebens etwa 173 Kilometer nordwestlich von Quito. Die Erdstösse waren auch im Norden Perus und im Süden Kolumbiens zu spüren. Wie das Geophysische Institut mitteilte, ereignete sich das Beben in Küstennähe in einer Tiefe von 20 Kilometern.
«Eine Nationale Tragödie»
Die lokalen Medien veröffentlichten Tweets mit Videos vom Erdbeben. Präsident Rafael Correa brach eine Auslandsreise ab, um die Rettungsmassnahmen daheim zu koordinieren. Er will die betroffenen Gebiete an der Pazifikküste besuchen. Zudem schicken Kolumbien und Mexiko laut Correa Rettungskräfte nach Ecuador.
Der zum Zeitpunkt des Bebens im Vatikan weilende Correa erklärte den Familien der Opfer sein Mitgefühl. Er rief seine Landsleute auf, angesichts der «nationalen Tragödie» Ruhe zu bewahren und «einiger denn je» zu sein.
Der Regierung zufolge gab es erhebliche Schäden in der Nähe des Epizentrums in der westlichen Provinz Esmeraldas sowie im Handelszentrum Guayaquil. Dort stürzten eine Brücke und das Dach eines Einkaufszentrums ein. Der Flughafen in der Stadt Manta an der Pazifikküste musste geschlossen werden. Die Zahl der Todesopfer dürfte noch steigen, hiess es zudem.
Tsunami-Warnung aufgehoben
Das pazifische Tsunami-Warnzentrum teilte zu Beginn mit, an den Küsten bestehe in einem Umkreis von 300 Kilometern um das Epizentrum die Gefahr von Riesenwellen. Die Behörden in Ecuador riefen daraufhin die Bewohner der Küstengebiete auf, diese zu verlassen. Mittlerweile wurde die Warnung wieder aufgehoben.
Ecuador liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring. An dem Vulkangürtel stossen gleich mehrere Kontinentalplatten und ozeanische Platten aneinander. Diese sind ständig in Bewegung, weshalb Erdstösse keine Seltenheit sind.