Trotz Fortschritten im Kampf gegen den Hunger leiden weltweit immer noch 842 Millionen Menschen an Nahrungsmangel und chronischer Unterernährung. Das hält die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in ihrem in Rom veröffentlichten Jahresbericht zum Hunger fest.
Regional grosse Unterschiede
Zwar sind damit 26 Millionen Menschen weniger von stetem Hunger betroffen als im letzten FAO-Jahresbericht. Weiterhin leidet aber jeder achte Erdenbürger an massiver Unterernährung. Die Zahl der ständig hungernden Menschen ging laut FAO in den vergangenen 20 Jahren aber immerhin um 17 Prozent zurück.
Die besonders betroffenen sogenannten Entwicklungsregionen machten zwar insgesamt Fortschritte auf dem Weg zu den von der UNO erklärten Millenniumszielen. Allerdings, so die FAO, seien die regionalen Unterschiede noch gross und es brauche weiterhin grosse Bemühungen, um Hunger und Armut in weiten Teilen der Welt zu beseitigen. Ziel der UNO ist es, die Zahl der hungernden Menschen bis 2015 im Vergleich zum Jahr 2000 zu halbieren.
Mehr Hungernde in Nordafrika
Kaum voran kommt der Kampf gegen den Hunger in den Gebieten südlich der Sahara. Im Norden des schwarzen Kontinents und im Nahen Osten sei die Zahl der Hungernden sogar gestiegen, sagt Josef Schmidhuber. Er ist stellvertretender Leiter der Statistik-Abteilung der FAO. In diesen Regionen seien die Landreserven für den Ackerbau ausgeschöpft. Zudem gebe es dort Probleme mit der Wasserversorgung.
Insgesamt betrachtet ist Afrika noch der Problem-Kontinent für die FAO. Insbesondere das Bevölkerungswachstum von vier Prozent jährlich ist ein Problem. Doch auch in Teilen Asiens wie Indien, Nepal, Pakistan und Bangladesch leiden immer noch gleich viele Menschen unter Unterernährung.
Preisexplosion 2008 bewirkte mehr Investitionen
Deutlich verringert hat sich dagegen die geschätzte Zahl der Menschen, die in Ost- und Südostasien sowie in Lateinamerika kaum etwas oder nicht genug zu essen haben.
Einer der Gründe hierfür seien die Rücküberweisungen von ausgewanderten Verwandten, sagt Schmidhuber von der FAO. «Diese sind – global betrachtet – schon heute dreimal grösser als die offizielle Entwicklungshilfe.» In Bangladesch etwa machen diese Beträge zehn Prozent des Bruttosozialprodukts aus.
Als zweiten Grund erwähnt Schmidhuber die Preisexplosion für Grundnahrungsmittel im Jahr 2008: Zwar hätten sich kurzfristig viele arme Menschen die Nahrungsmittel kaum mehr leisten können. Wegen der höheren Preise seien aber die Investitionen in die Landwirtschaft gestiegen und dank den damit verbundenen Mehrerträgen die Preise wieder gesunken.