Zum Inhalt springen
Fahrzeuge an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea.
Legende: Auf nach Kaesong: Südkoreanische Manager und Angestellte überqueren die Grenze zum Norden. Reuters

International In Kaesong laufen die Maschinen wieder

Der Industriekomplex Kaesong verkam zum politischen Spielball in einer schwierigen Zeit zwischen Nord- und Südkorea. Jetzt wird in der Sonderwirtschaftszone wieder gearbeitet. Seoul will das Projekt stabiler machen. Ausländische Firmen sollen her.

Auge in Auge. So stehen sich nord- und südkoreanische Soldaten an den Grenzposten gegenüber. Misstrauen liegt wie ein trüber Schleier über den Beziehungen der beiden Länder.

Nur in Kaesong scheint vieles anders – solange denn dort gearbeitet wird. Das ist seit Montag wieder so, nachdem die Sonderwirtschaftszone vor fünf Monaten geschlossen worden ist. Kaesong liegt rund zehn Kilometer von der Grenze entfernt auf nordkoreanischem Gebiet. Jedes Land steuert zum Projekt bei: Nordkorea stellt das Land – eine Fläche von knapp 1000 Fussballfeldern. Dazu kommen 53‘000 Arbeiter.

Südkorea liefert Geld und Knowhow. Seoul hat bisher insgesamt 800 Millionen US-Dollar investiert. 123 Firmen und deren Manager vermitteln den nordkoreanischen Arbeitern das Wissen und geben ihnen Arbeit. 2012 wurden Waren im Wert von 470 Millionen US-Dollar angefertigt. Produziert wurden unter anderem Textilien, Kleidung, Haushaltgeräte und Autoteile.

Politisch und wirtschaftlich wichtig

Malte Kollenberg ist Journalist in Südkorea. Für ihn war klar, dass Kaesong wieder in Betrieb genommen wird. Denn das zwischenkoreanische Projekt sei für beide Länder zu wichtig. Für Südkorea ist es politisch bedeutend. Für den nördlichen Nachbarn vor allem wirtschaftlich. Der Industriepark ist eine sprudelnde Devisenquelle für das kommunistische Land.

Das Wirtschaftsprojekt ist einer der raren Lichtblicke in den eher dunklen Beziehungen der beiden Länder, zwischen denen seit dem Ende des Koreakrieges 1953 nur ein Waffenstillstand herrscht.

Spielball der Politik

Im Frühjahr kam es zu einer diplomatischen Krise. Kaesong wurde auf dem Höhepunkt politischer Streitigkeiten zwischen Nordkorea und dem von den USA unterstützten Südkorea geschlossen.

Nach zahlreichen Verhandlungsrunden schlossen Nord- und Südkorea bereits Mitte August ein Grundsatzabkommen zu der Sonderwirtschaftszone. Sie verpflichteten sich darin, schnellstmöglich für die Rückkehr zum normalen Betrieb zu sorgen. Ausserdem solle Kaesong nicht noch einmal zum Opfer politischer Spannungen werden.

Ausländer eher zurückhaltend

Südkorea will für mehr Stabilität sorgen. So soll der Industriepark für ausländische Investoren geöffnet werden. Denn dann stünde Pjöngjang unter Druck. So könnte es den Park nicht einfach schliessen, ohne auch Unternehmen anderer Ländern zu treffen, sagt Kollenberg.

Doch der Journalist ist skeptisch: Er habe mit einem Vertreter der Deutsch-Koreanischen Industrie- und Handelskammer gesprochen. Sie empfehle deutschen Unternehmen diesen Schritt nicht. «Wenn, dann in Zusammenarbeit mit einem südkoreanischen Unternehmen.»

Trotzdem: Kaesong ist ein Symbol für zwischenkoreanische Zusammenarbeit. Kein anderes Projekt habe so lange überdauert und ist weiterhin intakt, sagt Kollenberg. Bleibt abzuwarten, ob sich die Wiedereröffnung des Industrieparks auch positiv auf die Politik zwischen beiden Nationen auswirkt.

Meistgelesene Artikel