Nachdem nun ernsthafte Verhandlungen mit Iran über dessen Verzicht auf Kernwaffen anlaufen, hat die Regierung in Jerusalem zwei Möglichkeiten: Sie kann voller Hoffnung auf die Verhandlungen setzen. Oder sie kann versuchen, den ganzen Prozess zu behindern.
Vor der UNO in New York macht Premierminister Benjamin Netanjahu klar, dass er auf Variante zwei setzt. Er traut der Charme-Offensive des iranischen Präsidenten Hassan Rohani nicht. Dieser sei ein treuer Diener seines Herrn. Während sein Vorgänger ein Wolf im Wolfspelz war, sei Rohani ein Wolf im Schafspelz. Und deshalb glaube er ihm nichts.
So schlimm wie 50 Nordkoreas
Netanjahu hat dem Iran zudem indirekt mit einem Militärschlag gedroht, falls das Land sich atomar bewaffnen sollte. «Israel hat keine Wahl, als sich selbst zu verteidigen», sagte Netanjahu. Er war letzter von knapp 200 Rednern an der 68. Generaldebatte vor der UNO-Vollversammlung in New York. «Ich möchte es ganz klar sagen: Israel wird nicht erlauben, dass der Iran sich atomar bewaffnet. Auch wenn wir allein stehen sollten, werden wir viele, viele andere verteidigen.»
Ein Iran mit Atomwaffen sei noch viel schlimmer als ein Nordkorea mit Atomwaffen, warnte Netanjahu. «Es wäre so schlimm wie 50 Nordkoreas.»
Hardliner in Teheran reagieren
Teheran reagiert postwendend: Netanjahu sei ein Lügner, meint Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Zarif. Und erklärt zugleich an die Adresse von US-Präsident Barack Obama: Der Zickzackkurs der USA zerstöre jedes Vertrauen. Denn Obama hat, im Beisein Netanjahus, betont: Zwar setze er auf eine diplomatische Lösung, aber: Alle Optionen blieben auf dem Tisch, samt jener eines Militärschlags gegen Irans Atomprogramm.
Gleichzeitig erhöhen derzeit die Hardliner im Iran den Druck auf Rohani. Sie wollen dessen Versöhnungsoffensive sabotieren. Die Annäherung von voriger Woche gerät also bereits ins Stocken. Was zeigt: Selbst wenn die Atom-Verhandlungen letztlich ein Erfolg werden sollten - bis es so weit ist, wird es noch zahllose Querschüsse geben.
(halp;engf)