Erste Auszählungen nach der Parlamentswahl im Iran weisen in der Hauptstadt Teheran auf einen überwältigen Erfolg der Reformer hin. Am Samstag präsentierten Ergebnissen zufolge kommen die Reformer auf 29 der 30 Sitze, die für Teheran bei der Wahl reserviert sind. Einen Sitz konnte ein Hardliner erringen.
Reformer führen auch beim Expertenrat
Bei der Wahl zum iranischen Expertenrat, dem wichtigsten religiösen Gremium des Landes, liegen die beiden Spitzenkandidaten der Reformer ebenfalls klar vor den Hardlindern.
Laut Angaben des Innenministeriums führen der ehemalige Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani und Präsident Hassan Rohani in der Liste für die Hauptstadt Teheran. Das Top-Trio der Hardliner mit den Ajatollahs Ahmad Dschannati, Mohammed Jasdi und Mesbah Jasdi liege abgeschlagen auf den Plätzen 10, 12 und 16.
Hohe Wahlbeteiligung nützt wohl Reformern
An den Parlamentswahlen im Iran haben sich 33 von 55 Millionen Wahlberechtigten beteiligt. Dies entspricht einem Wert von über 60 Prozent. Dies teilte das Innenministerium mit. Bei den Parlamentswahlen 2012 hatte die Beteiligung bei 64,2 Prozent gelegen.
Der iranische Präsident Hassan Rohani gab seiner Freude über die hohe Beteiligung an der Parlamentswahl Ausdruck. «Das Interesse war so gross, dass die Abstimmung bis Mitternacht verlängert werden musste», sagte Rohani. Wahlen seien eine Grundlage für Demokratie und Demokratie sei notwendig, um den Iran der Aussenwelt näher zu bringen.
Erste Ergebnisse gab es zunächst aus kleineren Wahlbezirken, die aber bis jetzt nicht aussagekräftig waren. Für einige Städte und Kleinstädte zeichnet sich eine Stichwahl ab, weil kein Kandidat die 25-Prozent-Hürde erreicht hat, wie das Innenmisterium weiter mitteilte.
Reformer könnten profitieren
Weitere Resultate des Urnengangs sollten im Laufe des Tages bekanntgegeben werden. Wenn in einem Wahlkreis in der ersten Runde kein Kandidat eine absolute Mehrheit erlangt, kommt es zur Stichwahl.
Um die 290 Sitze im Parlament hatten sich am Freitag 4844 Kandidaten beworben, darunter rund 500 Frauen. Zugleich fand die Wahl des Expertenrats statt, ein Gremium aus 88 Geistlichen, das nach dem Tod des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei einen Nachfolger wählt.
Wichtiger Stimmungstest für den Präsidenten
Die Wahlen waren ein wichtiger Stimmungstest für Präsident Rohani, der auf eine Mehrheit für die Moderaten hofft. Die meisten Kandidaten der Reformer duften nicht antreten.
Das Parlament, das seit 2004 von den Konservativen dominiert ist, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Reformen blockiert oder, wie im Fall der Atomverhandlungen, Rohanis Politik zu hintertreiben versucht.