Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) sind nach Angaben der syrischen Opposition am Sonntag aus den nördlichen Bezirken der historischen Stadt Palmyra abgezogen, die sie erst am Vortag eingenommen hatten.
Allerdings halten sie weiter eine Ortschaft nördlich von Palmyra, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Nach Angaben der Regierung in Damaskus kontrolliert die Armee wieder das gesamte Stadtgebiet. Die Ruinen im Südwesten der Stadt seien unbeschädigt, sagte ein Regierungsvertreter.
Der IS war mit der Eroberung vom Norden Palmyras in die unmittelbare Nähe des berühmten Unesco-Weltkulturerbes gekommen. Die Oasenstadt in der zentralsyrischen Wüste war eines der herausragenden Zentren im Altertum. Die Unesco erklärte die Ruinen der ehemaligen Handelsmetropole der legendären Königin Zenobia 1980 zum Weltkulturerbe.
Durch ihre Lage an einer der wichtigsten Handelsrouten zwischen dem Römischen Reich, Persien, Indien und China gewann Palmyra in den ersten Jahrhunderten nach Christus stetig an Bedeutung. Nach ihrer Blütezeit wurde die Stadt im Jahr 272 von den Römern zerstört.
Auch hier droht die Terrormiliz nun, alles «unislamische», jede Reminiszenz an vermeintliche Götzenverehrung, zu tilgen und die Kunstschätze zu verkaufen. In der Vergangenheit hatte der IS bereits andere antike Stätten wie Nimrud und Hatra im Irak zerstört.
Gefährdetes Weltkulturerbe in Syrien
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Bild 1 von 7. Blick auf die historische Oasenstadt Palmyra: Die Ruinen aus den ersten Jahrhunderten nach Christus machen die Stadt zu einem der wichtigsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Ende August 2015 zerstörte die Terrormiliz IS Teile des Weltkulturerbens. Die Unesco hatte zuvor gewarnt, eine Zerstörung Palmyras müsse verhindert werden. Bildquelle: Unesco/Ron Von Oers.
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Bild 2 von 7. Anfang Oktober 2015 sprengten die Terroristen den rund 2000 Jahre alten Triumphbogen (Hadrianstor) der Stadt. Ende März 2016 gab die syrische Armee die vollständige Rückeroberung von Palmyra bekannt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 7. Bedroht vom Bürgerkrieg ist auch die Altstadt von Damaskus. Sie zählt 125 Monumente aus verschiedenen Epochen. Das wichtigste Monument ist die Grosse Umayyaden-Moschee. Damaskus ist die älteste Stadt im Nahen Osten und eine der ältesten Städte der Welt, die ständig bewohnt wurden. Bildquelle: Unesco/Francesco Bandarin.
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Bild 4 von 7. Die Burg Krak des Chevaliers liegt am Rande des Alawitengebirges und gilt gemeinsam mit der Festung des Saladin als Kulturerbe. Die Burg galt als eine der stärksten Festungen der Kreuzfahrer im Heiligen Land im 12. und 13. Jahrhundert. Bildquelle: Unesco/Ron Von Oers.
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Bild 5 von 7. Die Altstadt von Aleppo hat im syrischen Bürgerkrieg stark gelitten. Sie gehört seit 1986 zum Unesco-Weltkulturerbe. Aleppo geht auf das zweite Jahrtausend vor Christus zurück. Die Stadt war Kreuzpunkt verschiedener Handelsstrassen. Hier herrschten die Assyrer, die Araber, Mongolen, Mameluken und Ottomanen. Bildquelle: Unesco/Ron Von Oers.
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Bild 6 von 7. Bereits 1980 wurde die Altstadt von Bosra im Süden Syriens mit ihrem berühmten Amphitheater auf die Unesco-Liste gesetzt. Bosra war einst Hauptstadt der römischen Provinz Arabia und lag auf der Karawanenstrasse nach Mekka. Berühmt sind auch die Marak-an-Nama-Moschee, Überreste von Thermen und eine eindrückliche Säulenstrasse. Bildquelle: Unesco/Ron Von Oers.
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Bild 7 von 7. Baqirha ist eine antike Siedlung im Nordwesten Syriens. Sie gehört zu den «Toten Städten», die neu auf der Liste gefährdeter Denkmäler stehen. Dabei handelt es sich um Ruinen von etwa 650 ehemaligen Dörfern aus spätrömischer und frühbyzantinischer Zeit. Bildquelle: Unesco/François Cristofoli.