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Sicherheitskontrolle mit Metalldetektor am Eingang der Jerusalemer Altstadt.
Legende: Nach den Messerattacken in Tel Aviv wurden die Sicherheitskontrollen auch in Jerusalem weiter erhöht. Keystone/Archiv

International Israel: Mehr Zivilisten wollen Waffen tragen

Die Messerattacken von Anfang Oktober haben in der israelischen Bevölkerung Verunsicherung ausgelöst. Das zeigen die steigenden Gesuche von Zivilisten für Waffentragscheine. Die Regierung will das Verfahren nun für gewisse Gruppen erleichtern, wie Journalistin Gisela Dachs aus Tel Aviv berichtet.

In Israel stellen immer mehr Menschen einen Antrag für einen Waffentragschein. Dies meldete der staatliche Armeesender kürzlich. Es gehe dabei vor allem um das persönliche Sicherheitsgefühl, sagt Journalistin Gisela Dach. Man wolle eine Waffe zu Hause haben, um sich gegen mögliche palästinensische Anschläge schützen

Die Menschen denken vermehrt über Selbstverteidigung nach.
Autor: Gisela Dachs Journalistin aus Tel Aviv

Für das Strassenbild hat das vermehrte Bedürfnis nach Bewaffnung bisher keine sichtbaren Folgen: Waffentragende Sicherheitsleute vor Schulen und Einkaufszentren sind an der Tagesordnung, ebenso vereinzelt Soldaten in Uniform mit Waffen. «Spürbar ist aber die grosse Verunsicherung. Die Menschen denken vermehrt über Selbstverteidigung nach.»

Vermittelt die Regierung zu wenig Sicherheit?

Jeder Israeli weiss, dass bei einem Raketenalarm ein sicheres Zimmer aufzusuchen ist, wie Dachs erklärt. Ebenso habe man bei den Selbstmordanschlägen der zweiten Intifada Busse oder Cafés gemieden.

Solche Messerattacken hingegen könnten jeden überall und an jeder Stelle treffen. Deshalb habe jetzt eine grosse Zahl von Israelis einen Waffentragschein beantragt. Tränengas sei ausverkauft, und in den Schulen gebe es erstmals Selbstverteidigungskurse für Siebtklässler.

Es geht wohl vor allem um das Gefühl, nicht einfach ausgeliefert zu sein.
Autor: Gisela Dachs Journalistin aus Tel Aviv

Auf Regierungsseite gibt es vor allem aus der Opposition sehr wohl Vorwürfe an die Regierung, sie tue nicht genug für die Sicherheit, so Dachs. Letztlich sei es wohl aber eine gewisse Ratlosigkeit, weshalb die Regierung in der aufgeheizten Stimmung den Ruf nach Waffentragscheinen ein Stück weit unterstütze.

Scharfe Auflagen für Waffenbesitzer

So sollen laut dem Polizeiminister die Bewilligungen künftig einfacher und rascher erhältlich sein. Bisher sind ein monatelanges Training und Sicherheitschecks nötig, dazu ein psychologisches Attest von einem Arzt. Eine zeitraubende und kostspielige Sache. Die Waffe muss zudem zu Hause in einem Safe aufbewahrt werden. Wer seine Waffe als gestohlen meldet, muss einen Einbruch belegen, sonst droht Gefängnis.

Die bürokratische Hürden und Verfahren sind nun laut Dachs vor allem für höhere Offiziere im Reservistenstatus und Angehörige von Spezialeinheiten vereinfacht worden. Wie viele Tragscheine dereinst ausgegeben werden, sei nicht absehbar.

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