Tote Flüchtlingskinder am Strand. Überfüllte Züge voll von erschöpften Menschen. Diese Bilder sorgen in Europa für Diskussionen – und sie haben auch in der israelischen Öffentlichkeit Betroffenheit ausgelöst. Besonders, weil Juden in der Vergangenheit selbst oft verfolgt und vertrieben wurden.
Juden könnten nicht einfach wegschauen, wenn Hunderttausende Schutz suchten, sagte Oppositionsführer Izchak Herzog. Er rief die israelische Regierung dazu auf, die Grenzen für eine Anzahl syrischer Kriegsflüchtlinge zu öffnen.
Kritik an Golfstaaten
Rechte Kritiker warfen dem linken Oppositionsführer daraufhin vor, er wolle mit dem Vorschlag nur auf Stimmenfang im Lager der arabischen Minderheit in Israel gehen. Auch Premierminister Benjamin Netanjahu, der eine rechtsnationalistische Regierung anführt, sprach sich gegen die Aufnahme von Syrienflüchtlingen aus.
Gleichzeitig kritisierten israelische Zeitungen arabische Staaten. Sie wiesen darauf hin, dass sogar die reichen Golfmonarchien den Verfolgten arabischen «Brüdern» aus Syrien die Einreise verwehrten. Die viel ärmeren, direkten arabischen Nachbarn von Syrien sowie die Türkei hingegen haben mehrere Millionen syrische Kriegsflüchtlinge aufgenommen.
«Migranten und Terroristen»
Netanjahu bekräftige unterdessen seine politische Linie, wonach Araber vor allem als Bedrohung für Israel als jüdischen Staat anzusehen seien. Israel sei ein sehr kleines Land. Seine Regierung werde nicht zulassen, dass es von Migranten und Terroristen überschwemmt werde, sagte Netanjahu. Er kündigte zugleich den Bau einer weiteren Grenzbefestigung an.
Wie schon an der Grenze zu Ägypten will die israelische Regierung nun auch an der Grenze zu Jordanien die Abwehr verstärken. Die Arbeiten an einem neuen Zaun im israelischen Eilat sollen sofort beginnen. Die Westbank und der Gazastreifen – die Palästinensergebiete unter israelischer Kontrolle – sind bereits heute umzäunt und von einer Mauer umgeben.